Prozessorientiert # Transdisziplinär # Ergebnisoffen
Reflexionen zu einem Labor zwischen Kunst und Wissenschaft – Interviews mit den Laborteilnehmenden
„Das Labor war der Start der neuen Programmbereichsperiode[1] mit der Idee, dass es ein Format gibt, wo wir gemeinsam die Schnittstelle Wissenschaft und Kunst erkunden, also auch Formen der Zusammenarbeit zwischen Paris-Lodron-Universität Salzburg und Universität Mozarteum. Ich war positiv gestimmt, ging neugierig in diesen Prozess hinein und habe viele unserer Treffen sehr positiv in Erinnerung. Es wurde im Team vereinbart, dass sich Konstellationen finden oder auch allein etwas gemacht werden kann, dass man eine Versuchsanordnung anlegt, wo die anderen sich einbringen und die dabei gemachten Erfahrungen geteilt werden. Das war die erste Phase, in der es darum ging herauszufinden, wie wir über Disziplinengrenzen hinweg gut zusammenarbeiten können. Was interessiert uns am jeweils anderen Feld und wie können sich die Felder gut begegnen?“
Anita Moser
„Zum Labor gekommen bin ich sechs Monate, nachdem der Programmbereich gestartet ist, da hatte schon einiges an Aktivitäten stattgefunden und ich bin wirklich ins kalte Wasser gesprungen. Der erste Termin, an dem ich dabei war, war der Auftakt des Wohnen-Labors, wo wir uns in einer Trafik getroffen und verschiedene Rollen eingenommen haben. Glücksparlament Wohnen war da das Thema. Man konnte an einem Glücksspiel teilnehmen und der Hauptgewinn war am Glücksparlament Wohnen zu partizipieren. Wir haben in verschiedenen Rollen Menschen dazu aufgefordert mitzumachen oder sind mit ihnen in den Austausch gegangen mit verschiedenen Fragestellungen rund um Wohnen in Salzburg. Das war für mich sehr spannend, weil ich mich zwar vorher schon – aber sehr institutionell verankert – mit dem Thema Experiment, experimentieren in den Künsten und Wissenschaften und laborhaftem Arbeiten beschäftigt hatte. Das Rausgehen war mir aber völlig neu.“
Katharina Anzengruber
„Wir sind im Gespräch auf das Labor als Format gekommen, als einen Experimentierraum, der freier ist von Verpflichtungen, in dem man einfach Dinge ausprobieren kann. Unser Startpunkt war, einen Freiheitsort für den Programmbereich[2] zu schaffen, wo man experimentieren kann und wo das ernstgenommen wird, dass wir unterschiedliche Leute sind, von unterschiedlichen Universitäten und unterschiedlichen Backgrounds und gemeinsam etwas ausprobieren können. Es war klar, dass wir alle bestimmte Fokuspunkte haben, und wir haben uns Leute zusammengeholt, von denen wir gewusst haben, wir ticken in bestimmten Dingen ähnlich, aber sind doch anders. Die Fragen nach gesellschaftspolitischen Themen, prozessoffen, Finden von neuen Formen, Arbeiten mit Zivilgesellschaft, Menschen außerhalb der Universität sind Eckpfeiler. Unser erster Versuch, im Labor zu starten, war so: ‚Wir nehmen uns mit unserer Biografie alle ernst und schauen, dass wir alle etwas aus unseren Erfahrungen einbringen.‘ Das war unsere erste Laborphase, in der wir gesagt haben: ‚Erste Regel: wir gehen raus aus der Universität irgendwo anders hin und suchen uns neue Räume, schauen was passiert und bringen neue Forschungsformate mit.‘
Sonja Prlić
„Losstarten kann man immer. Ich sage das, weil ich oft höre, man kann etwas nicht machen, weil der Rahmen nicht passt; ich finde, man kann immer schauen, wieweit man den Rahmen ausloten kann und doch etwas machen kann. Es bräuchte ein Aufbrechen der strukturellen Rahmenbedingungen, disziplinärer, zeitlicher und räumlicher. Es bräuchte Kooperationen, die langfristig angelegt sind. Es könnte noch viel mehr inter- und transdisziplinär gearbeitet werden. Man sollte auch Menschen, die an der Universität arbeiten, dafür sensibilisieren, wie interdisziplinäres Arbeiten wirkt. Es muss raus aus der Universität.“
Katharina Anzengruber
„Einerseits möchte ein Labor keine Organisationsstruktur und gleichzeitig bräuchtest du eine Meta-Position. Man kommt in die gleiche Bredouille wie jedes andere Kollektiv, das mit gemeinsamem Interesse arbeitet, aber unterschiedliche Alltage hat. Im Labor sind nicht nur die privaten Alltage, sondern auch die beruflichen unterschiedlich. Wie viel offene Struktur kann in solchen hoch anspruchsvollen Gefügen überhaupt stattfinden? Mit welcher Widerstandskraft muss man agieren? Es war ein großes Bedürfnis, nicht wieder einen klassischen Antrag zu stellen. Wir waren glücklich zu sagen: 'Wir gehen mit etwas ins Rennen, das eine Struktur befragt.’ Allerdings hat die Struktur dann uns befragt, unsere verschiedenen Begriffe, Arbeitsmodalitäten und Normalitäten. Ich würde jetzt nicht davon sprechen, dass das Labor erfolgreich war oder gescheitert ist. Diese klassischen Ergebniskategorien passen nicht zu den dynamischen Prozessen, die passiert sind während unserer vierjährigen gemeinsamen Labor-Reise. Aus meiner Sicht tauchen wir sozusagen aus einer Tiefenbohrung auf, gehen zuerst in die Druckluftschleuse und balancieren die Parameter, mit denen beschrieben und ausgetauscht werden kann aus, öffnen dann die Tür und formulieren, was anstrengend war, was schön, was anspruchsvoll, was Erwartungen übertroffen oder unterlaufen hat. Nach allem dreißig Meter über der Erde stehend stellen sich Fragen neu: Wozu ist laborhaftes Arbeiten überhaupt gut, warum Transdisziplinarität, warum vordefinierte Parameter von künstlerischem, wissenschaftlichen Arbeiten neu befragen, warum genau in diesem Erdreich Universitäten, Bildung, Institutionen, Aufträge.“
Ulrike Hatzer
„Für mich ist Labor eine sehr offene Situation, wo ich die Dinge laufen lassen kann, und das war auch ein Struggle für die unterschiedlichen Disziplinen, aus denen die Leute kommen. Die waren teilweise noch gar nicht so bewandert, weil sie das noch nie erlebt haben, diese Art des Produzierens und Tuns, weil es das in dem System nicht gab, weil man in der bildenden Kunst zum Beispiel strukturiert auf Dinge hinarbeitet und das Konzept durchzieht.“
Elisabeth Schmirl
„Wir haben uns bei der Entwicklung dieses Labors, dieser Idee, viel ausgetauscht. Ich hatte keine konkrete Vorstellung, was es impliziert, als Labor zu arbeiten. Ich hatte eher eine Vorstellung, wie ich arbeiten möchte und dann dachte ich: 'Dann wird es halt unter dem Begriff des Labors passieren.’ Ich interessiere mich sehr für eine prozessoffene Auseinandersetzung mit Fragen, sozialen Herausforderungen, wie wir uns in der Welt positionieren, wie wir mit kulturellen Mitteln diese Positionierung ausloten können, und es ist für mich ein Interesse, das gemeinsam mit anderen anzugehen. Als ich gestartet bin, war meine Idee, dass alle von uns Beobachtungen oder Situationen oder gesellschaftliche Herausforderungen einbringen und dann gemeinsam schauen, was man da tun kann. Wie könnte man darauf reagieren, wie könnte man das aufnehmen?“
Marcel Bleuler
„Ich fände es schön, wenn man laborhaftes Arbeiten als Praxis für Arbeitsgruppen etabliert, weil die Heterogenität solcher Gruppen in einem Labor bewusst so sein darf, damit Spielregeln gemeinsam definiert werden. Ich würde mir öfter die Gelegenheit wünschen, mit anderen Menschen in diesem Kontext zu denken und weiterzuarbeiten. Das ist wie ein Turbo Boost für die eigene Praxis, zu der man dann zurückkehrt. Und ich finde es schade, wenn es nur punktuell ist, wenn es nicht als notwendige Praxis angesehen werden würde. So nach dem Motto: das ist jetzt en vogue, deshalb machen wir das jetzt. Es ist eine Praxis, die man in alles integrieren kann, aber das braucht Übung.“
Elisabeth Schmirl
„Labor ist ein schwieriger Begriff. Er wird vorwiegend mit naturwissenschaftlichen Laboren und geplanten Versuchsreihen assoziiert, aber seit ein paar Jahren auch im Kunst- und Kulturbetrieb oft gebraucht. Die Grundidee des offenen Experimentierraums unterschreibe ich hundertprozentig. Diese braucht es, weil sich die Kapitalisierung und Neoliberalisierung unserer Gesellschaft, aber auch der Universitäten, so stark auf unsere Verhaltensweisen und gedanklichen Strukturen auswirken und wir die Möglichkeit eines offenen Denkens gar nicht mehr für möglich halten. Zu fragen: Was ist überhaupt noch möglich? Kann ich mich auf etwas einlassen, ohne zu wissen, was rauskommt? Es besteht oftmals eine Loslösung von persönlichen Zugängen oder Interessen. Was ist für mich gerade wichtig? Da versuchen wir anzuknüpfen. Es braucht gerade diese offenen Experimentierräume, sei es im Museum, in der Schule, bei uns, überall, damit überhaupt eine gemeinsame Form des Austauschs entstehen kann. Ich glaube, dass es mehr solche Räume braucht.“
Elke Zobl
„Die Absichtslosigkeit, um die Potenziale von Laborhaftem zu untersuchen und zu versuchen, zu einem anderen Begriff zu kommen, was so ein Labor in Zusammenhang sein kann, ist das eine. Zurückzufragen, bei dem was war, was die Potenziale sein könnten, ist nicht mehr ganz so absichtslos, wenn auch nicht in der Absicht der einzelnen. Ich traue dem erstmal viel zu, aber ich bin da noch nicht ganz durch. Ich finde, es hat was damit zu tun, dass wir alle in unserem künstlerisch-kulturellen Schaffen innerhalb und außerhalb der Universitäten sowieso an Schnittstellen sind, auch mit unserer Auffassung. Da müssen wir überprüfen, ob wir das immer noch sind und ob wir in der Lage sind, so einen inklusiven Gestus im Kopf zu haben, in den Räumen und in allem. Wieviel bin ich Repräsentantin der Sache oder der Universität oder des Theaters oder meiner Auffassung von 'Directing'? Produktive Misstrauensanträge gegen sich selbst und die Funktion, die man hat und die Gestik, die man trägt, brauchen meiner Ansicht nach Druckluftkammern, wo man erstmal gar nicht in die Repetition kommt, weil da andere Dichteverhältnisse sind, weil alles ein bisschen anders ist und ich sozusagen die ganze Zeit in der Übersetzung meiner selbst zu anderen bin. Ich würde immer sagen, das lohnt sich, das auszuprobieren und das weiterzuverfolgen.“
Ulrike Hatzer
„Ich habe den Begriff Labor vorher primär mit Naturwissenschaften in Verbindung gebracht, verkürzt gesagt mit Menschen in weißen Kitteln und Reagenzgläsern. Bei uns ist der Experimentiercharakter stark betont worden, das Labor als Raum, der grundsätzlich offen und in dem alles möglich sein sollte, ohne vorgeschriebene Regeln und ohne ein konkretes Ziel, auf das man hinarbeitet. Sich mit großer Offenheit auf so ein Setting einzulassen, ist unentbehrlich. Im Laufe der Arbeit habe ich gemerkt, dass für mich auch Ergebnisse wichtig sind. Zu große Offenheit in späteren Prozessphasen finde ich schwierig. Für mich braucht es eine Form der Übersetzbarkeit, sodass man das, was entsteht, kommunizieren kann. Dazu gibt es viel Diskussion in der künstlerischen Forschung. Das Ergebnis kann meines Erachtens vielfältig sein, im besten Fall ist es etwas, was man in welcher Form auch immer weitergeben kann, auf das andere aufbauen oder an dem sie sich abarbeiten können.“
Anita Moser
„Wenn wir uns neoliberalen Zwängen unterwerfen und versuchen, verwertbares Wissen zu produzieren, kann es nur eine bestimmte gleichförmige Art von Wissensproduktion sein. Alles, was darüber hinaus noch möglich wäre, kann sich nur entwickeln, wenn es einen Austausch und eine Möglichkeit des Scheiterns gibt. Wo man sich Dinge überlegt zu erforschen, es aber einfach nicht möglich ist. Dieses Scheitern hat auch großes Potenzial und ich glaube, dieses offene Angehen und Überlegen, was aus verschiedenen Perspektiven dazu beigetragen werden kann – Perspektiven, die durch die persönliche Situiertheit eingebracht werden. Das kostet zwar viel Zeit und braucht diesen Raum, aber es ermöglicht auch erst, dass gesellschaftskritisches Wissen generiert werden kann oder zumindest angedacht und wieder verworfen werden kann. Dieses dialogorientierte, prozessorientierte, nicht in Bezug auf eine bestimmte Verwertung orientierte Arbeiten braucht neue Räume. Gerade an Universitäten ist es wichtig, dass solche Räume entstehen, weil die Entwicklung ja eher in eine andere Richtung geht. Ich finde dieses Labor gut, weil es für mich möglich war, jenseits von solchen Forschungszwängen zu arbeiten.“
Ricarda Drüeke
Doris Posch: „Woher kommt das Bedürfnis, dem Offenen einen Raum zu geben?“
„Das ist das Interesse an dem Nicht-Wissen. Das Nicht-Wissen ist die größte Quelle von wirklich qualitativen Fragen. Du kommst über deinen eigenen Horizont raus, du wächst über dich selbst hinaus, Arbeitsgruppen wachsen über sich selbst hinaus, indem man ein Vergnügen im Nicht-Wissen findet. Das ist nicht gleichbedeutend mit dem Entwerten von Wissen. Da ist das Wissen, es ist wertvoll und gut archiviert und jetzt findet etwas anderes statt, wo ich mich nicht drauf berufe, um alle Sinne ganz aufzukriegen. Wie entkommt man sich und seinen eigenen Kategorien selbst, ohne das Wissen von anderen im Gespräch selbst zu sortieren? Ich kann mich dem Wissen und der Erfahrung von anderen annähern und was ich erstmal noch nicht so gut schaffe, ist, meine Sortiersysteme, wie ich Dinge auffasse, gleichzeitig zu befragen. Wahrscheinlich geht das gleichzeitig auch gar nicht und deshalb sind offene Räume so wichtig, ich unterstelle denen eine transformatorische Kraft. Diese offenen Räume schmelzen diese Sortiersysteme und ich kann Erfahrungen und Erzählungen anders begegnen. Was es bringt, ist eine Vergleichbarkeit zu dem, wie ich Dinge in meinem Alltag lesen würde und wie ich sie ohne das mitnehmen kann. Ich traue dem Nicht-Wissen und diesem Herstellen von echtem Staunen – damit meine ich das philosophische Staunen, das ganz naive – ziemlich viel zu. Diese Zustände bekommt man nicht frei Haus, die muss man herstellen.“
Ulrike Hatzer
„Eine Frage, die sich immer wieder stellt: ‚Wen wollen wir adressieren? Wen will ich adressieren?‘ Für mich ist es beim Produktiv-Werden wichtig, von Anfang an zu überlegen, an wen sich das, was ich tue, richtet. Das kann die Labor-Gruppe sein, es kann aber auch jemand anderes, vielleicht auch völlig externes, sein.“
Marcel Bleuler
„Das Format Labor hat gewisse Setzungen. Wenn man ein laborhaftes Setting, egal in welchem Kontext, schafft, nimmt man automatisch Setzungen vor, auch wenn dieser Raum noch so prozesshaft und offen ist bzw. sein soll. Der Kontext bestimmt den Inhalt und da stößt transdisziplinäres Arbeiten, das versucht Räume zu öffnen, an seine Grenzen. An seine Grenzen stößt es auch, wenn man Zugänge wählt, mit denen Menschen nichts anfangen können. Im Projekt 'Räume kultureller Demokratie' gab es eine riesige Enttäuschung für mich: Ich hatte mir monatelang etwas überlegt, um auf dem Markt in Seekirchen einen Weg des Austauschs zum Thema Nachhaltigkeit zu finden, und das hat überhaupt nicht funktioniert. Wir sind dort gestanden und es hat ausgeschaut, als wären wir ein Info-Stand ohne Informationen und das haben uns die Menschen dann auch gesagt. Wir wollten offen mit den Menschen ins Gespräch kommen und nicht irgendwelche Themen vorgeben und setzen und gleichzeitig war das aber die Erwartungshaltung aufgrund des Settings, das wir kreiert hatten. Da muss man sich bewusst sein, dass Menschen unterschiedliche Erwartungen haben, und darin besteht eine Herausforderung, wenn man transdisziplinär arbeiten möchte.“
Katharina Anzengruber
Doris Posch: „Welche Potenziale oder Unvereinbarkeiten gibt es in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich oder sozial akuten Themen mittels kultureller/künstlerischer Praxen?“
„Mir fällt auf, dass es in einer Gruppe wertvolle Prozesse geben kann, die für die Involvierten sinnvoll und spannend erscheinen, sich nach außen aber nur schwer kommunizieren lassen. Gerade wenn man unter dem Stichwort ‚Kunst‘ arbeitet, können Prozesse und Produktionen schnell auch eine Ratlosigkeit hervorbringen, weil sie sich nicht einfügen lassen in das, was strukturell unter Kunst verstanden wird. Das finde ich einerseits eine große Herausforderung. Andererseits kann man auch sagen, dass diese Ratlosigkeit den Ball zurückspielt an die Kunstwelt. Die Erwartungen an Kunst, die sie festigt, werden brüskiert und dass kann auch produktiv sein.“
Marcel Bleuler
„Zeit ist wichtig, vor allem wenn man eine große Gruppe ist. Es braucht ein hohes Maß an Selbstreflexion und die Bereitschaft dazu sowie Offenheit dem gegenüber, was passiert. Wenn es Uneinigkeiten oder schwierige Situationen gibt, sollte man sich Zeit nehmen, um diese zu klären. Es wurde bei uns viel von Offenheit gesprochen, aber eine Offenheit im Umgang miteinander und ein Abrücken von festgefahrenen Positionen war nicht immer einfach. Vielleicht wäre auch eine Moderation gut? Es könnte in so einem Prozess manchmal hilfreich sein, wenn es eine Person gibt, die ihn neutral begleitet und ein bisschen lenkt. Natürlich wirkt sich die Output-Orientierung von Universitäten, wo es um Studierendenzahlen, Drittmittelprojekte, der Dokumentation von Forschungsleistungen in Datenbanken geht, auf laborhaftes Arbeiten aus. Wir haben alle gelernt, diese Aspekte mitzudenken, und es verursacht manchmal Unsicherheit, an etwas zu arbeiten, das sich schwer einordnen lässt. Ich glaube, es ist auch einfacher in einer kleineren Konstellation zu arbeiten. Wenn alle da waren, waren wir zehn Leute, das ist viel. Natürlich entstehen in so einer Gruppe eigene Dynamiken. Es geht immer auch darum, sich zu zeigen. Es geht immer auch um Anerkennung. Gruppendynamiken spielen eine Rolle.“
Anita Moser
„Das tatsächlich Offene kennt kein Format und da werden wir alle nervös und das ist interessant zu beobachten, was das für eine Halbwertszeit hat. Ich glaube, es braucht die ganz dringend und gleichzeitig auch dieses Wissen um die Halbwertszeit: ab wann wir es nicht aushalten, noch lange bevor man danach fragt, was die Institution oder der Geldgeber möchte, weil dann dieses Interesse an der Sinnhaftigkeit kommt und weil die ganzen gelernten Arbeitsreflexe dann zuschlagen. Ganz offene Räume brauchen nicht nur einen frei tektonischen Raum, die brauchen ein Zeitgefüge. Das ist eine Lehre, die ich aus der Sache gezogen habe. Menschen sind individuell verschieden, was man aushält. Ich glaube trotzdem, dass die spannenderen Momente da stattgefunden haben, wo wir nicht genau gewusst haben, zu was wir uns eigentlich selbst bitten und wo auch die interessanteren Gespräche waren – Gespräche, die anhand der Such-Bewegung stattgefunden haben, die anhand des Aushaltens von einem fehlenden Auftrag stattgefunden haben, wo man sich die Frage gestellt hat: Was ist jetzt eigentlich ein Labor? Für wen und warum ist das? Warum gehen wir mit so einem Vokabular um, können wir das nicht einfach Open Space nennen? Ist es dieses Chemielabor, wo es um das Experimentieren mit bekannten Parametern, wenn auch in ihre kleinesten Einheiten zerlegt, geht? Oder ist es das, was wir immer schon probieren wollten? Oder ist es dieses Labor, das als Platzhalter fungiert, weil irgendwas muss man ja sagen, um einen echten Freiraum zu schaffen, wo man einfach nur gucken kann, was passiert und wie lange halten wir es aus? Oder ist es ein Reallabor, das schon über eine künstlerische Definition verfügt?“
Ulrike Hatzer
„Labor bedeutet, eigenes Know-how oder eigene Erfahrungen sein zu lassen und sich zu öffnen für andere Dinge. Die Sachen im Labor sollen funktionieren, wie man sie sonst vielleicht nicht macht. Natürlich bringt man Erfahrungen mit, aber im Labor öffne ich mich nochmal anderen Dingen. Das ist eine zentrale Schlüsselfunktion, die ich wichtig finde. Dieses Transdisziplinäre heißt, sich einzulassen auf die anderen und zu überlegen, was heißt das, wenn ich mich reibe an den Erfahrungen der anderen, oder wenn sozialwissenschaftliche Forschung sich reibt an künstlerischer Praxis. Dieses Aneinanderreiben und vom Eigenen etwas loslassen und vom anderen etwas mitnehmen ist ein Schlüsselelement im Labor.“
Sonja Prlić
„Meine Beweggründe für das Labor waren zuallererst, weil es mir wirklich Spaß gemacht hat, meine eigenen Denkweisen zu reflektieren, Anstöße zu bekommen und 'out of the box' zu denken. Das passiert im normalen Alltag viel zu wenig. Es hat mich inspiriert, auf eine Sache an sich den Fokus zu legen anstatt in den üblichen Zeitverwertungsprozessen, die sonst an der Universität vorherrschen, zu denken. Das fand ich super, dass es innerhalb der Universität ein Angebot an solchen Räumen gibt.“
Ricarda Drüeke
„Die grundlagenforschende Frage: ‚Was wäre ein Labor in einem kulturellen, künstlerisch-sozialen Setting? Was braucht es da?‘, die fand ich sehr attraktiv zusammen mit Menschen zu stellen, die von ihrer beruflichen Herkunft her andere Assoziationen bringen, denen ich nichts schuldig bin und sie mir auch nicht, wo es keine Verantwortlichkeiten gibt. Damit einherging, dass wir uns erstmal darauf verständigt haben, dass wir uns wirklich Zeit lassen und dass wir versuchen wollen, die Offenheit auszuhalten. Das ist uns irgendwann nicht mehr ganz gelungen. Das hat etwas mit den Fragen zu tun: ‚Was hat man vorprägend mitgebracht als Idee von Labor?‘, und ist ein bisschen präokkupiert. ‚Was denkt man, dass man dem Gefüge Universität schuldig ist?‘ Das war ein interessanter Moment, es war auch ernüchternd, er hatte etwas von einer Bruchstelle. Aber was aus dieser Ernüchterung ist eigentlich produktiv? Wo liegt das Potenzial eines konkreten Labors mit konkreten Menschen?“
Ulrike Hatzer
„Der erste Impuls, den ich ins laborhafte Arbeiten gebracht habe, war meine private Situation. Ich habe die Frage aufgeworfen, inwiefern Dringlichkeiten, die sich einem im persönlichen Leben stellen, ein Motor für kulturelle Produktion sein und inwiefern sie fürs wissenschaftliche Arbeiten relevant gemacht werden könnte.“
Marcel Bleuler
„Laborhaftes Arbeiten ist für mich ein Ins-Tun-Kommen. Die Verbindung von Reflexion und Aktion, das Experimentieren, also etwas ausprobieren und sich erlauben, dass etwas schiefgeht. Formen zu finden, um darüber zu reden, was schiefgegangen ist, was nicht einfach ist, weil man ja selbst in Frage gestellt wird. Ich selbst kann nicht an Themen arbeiten, die mir nicht wichtig sind, oder die nicht gesellschaftlich wichtig sind. Die Form des laborhaften Arbeitens ohne diesen Anspruch, der auch bei den Cultural Studies so zentral ist, ist nichts für mich. Laborhaftes Arbeiten ist für mich auch, dass Leute mit unterschiedlichen Perspektiven dabei sind.“
Elke Zobl
„Ich kann den Begriff laborhaftes Arbeiten für jene Projekte von mir annehmen, für die ich mich mit einer Gruppe in eine bestimmte Situation und einen intensiven Prozess der Auseinandersetzung begeben habe. Bei solchen Projekten ist es für mich offen, ob sich der Outcome schließlich weiterverwenden lässt. Es gehört dann genau zu dem Laborhaften, dass man etwas erprobt, ohne zuvor absehen zu können, was dabei herauskommen wird. Zugleich merke ich: Der Begriff ist sehr besetzt. In Salzburg fand ich Elke Zobls Zugang, der vom Real-Labor kommt und vom Teilhabe-Gedanken geprägt ist, überzeugend, weil er etwas Öffnendes hat. Man schafft eine einladende Situation, die zum gemeinsamen Denken und Handeln einlädt. Im Zusammenhang mit Artistic Research und z.B. dem namhaften Sensory Ethnography Lab bin ich inzwischen aber auch mit anderen Verständnissen in Kontakt gekommen. Zugespitzt gesagt meint Labor hier eher einen sehr spezialisierten, fast schon hermetischen Raum, wo ‚Nerds‘ zusammenarbeiten. Mit dieser Idee kann ich im Zusammenhang mit Kunst und Kulturproduktion eher wenig anfangen. Darum glaube ich auch nicht, dass ich den Begriff des laborhaften Arbeitens weiterverwenden werde. Er scheint mir einfach übermäßig besetzt und bringt viele Bilder und Theorien mit sich, die ich eher einschränkend finde.“
Marcel Bleuler
„Für laborhaftes Arbeiten braucht es Budget, die Ressourcen, einen Raum, die Zeiträume – das ist alles wichtig. Ich fände es wichtig, wenn laborhaftes Arbeiten als Praxis für Arbeitsgruppen etabliert wird, weil die Heterogenität solcher Gruppen in einem Labor bewusst so sein darf, damit Spielregeln gemeinsam definiert werden. Da können viele tolle Sachen entstehen.“
Elisabeth Schmirl
„Das große Problem an transdisziplinärem Arbeiten: Es müssten externe finanzielle Ressourcen da sein, um so etwas gut zu konzipieren. Wir haben diese Sachen alle in der Freizeit und nebenbei gemacht, und irgendwann kommt der Punkt, wo du sagst, die Priorität ist so weit hinten, weil die anderen Sachen, bei denen ich eine Output Logik habe, müssen gemacht werden und unsere Zeitpläne lassen sich nicht vereinbaren. Ich finde es wichtig, sowas zu reflektieren. Das kannst du nur machen, wenn du Zeit hast. Das sind sehr zeitintensive Prozesse. Es wäre gut, sowas insgesamt als Forschungshaltung an Universitäten aufzusetzen. Da muss Frustrationstoleranz auch dabei sein.“
Sonja Prlić
„Laborhaftes Arbeiten braucht viel Zeit. Transparenz finde ich wichtig. Man sollte schauen, dass alle immer den gleichen Informationsstand haben. Geld braucht es auch, damit alle fair bezahlt werden können, in transdisziplinären Zusammenarbeiten vor allem auch Personen, die wenig Ressourcen haben und nicht in Institutionen eingebunden sind. Strukturiertes Vorgehen ist hilfreich, indem man zum Beispiel sagt: 'Da ist diese eine Frage – schauen wir sie uns aus drei verschiedenen Perspektiven an. Und was machen wir mit dem, was dabei entsteht, wie können wir damit weiterarbeiten?' So schön das Experimentelle ist, aber ich habe das Gefühl, dass es von der Organisation und Kommunikation her nicht einfach ist. Vielleicht muss man auch überlegen: ‚Was genau heißt experimentelles Setting?‘ In den Naturwissenschaften ist es relativ klar definiert. Du machst ein Experiment und erst, wenn es wiederholbar ist, ist das Ergebnis ernst zu nehmen.“
Anita Moser
„Labor braucht Zeit, Offenheit und alles Mögliche, aber es braucht auch eine extreme Beharrlichkeit. Die hat das Vermögen, mit immer wieder neuen Formaten im eigenen Format anzukommen und das für alle anfassbar zu machen. Dazu kommt die Personenbeständigkeit: Leute werden weg-engagiert, entscheiden sich für was anderes, Universitäten bestätigen die Leitung nicht weiter. Das ist nichts, wo man zusammen den Parameter drehen könnte. Prozesse brauchen ein hohes Level an Kommunikation und dafür braucht man Leute.“
Ulrike Hatzer
„Ich bin überzeugt davon, dass es nicht nur das Interdisziplinäre, sondern auch eine Öffnung zur Gesellschaft braucht. Das bestimmt immer deutlicher den Diskurs, wenn es um die Entwicklung der Universitäten geht und trotzdem ist es etwas, das zum Großteil noch nicht gelebt wird und wenn, dann immer nur in Form von Projekten gefördert wird. Transdisziplinäres, laborhaftes Arbeiten muss etwas sein, das sich quer über alle Fächer und Grenzen hinweg und langfristig realisieren lässt, um tatsächlich nachhaltig zu sein.“
Katharina Anzengruber
„Ich nehme mir vom Labor mit, dass man manchmal über Strukturen hinausdenken und neue oder andere Formen von Wissensproduktion in den Vordergrund stellen sollte. Das ist ein wichtiger Impuls, den das Labor gibt. Die Universität hat sehr verkrustete Strukturen und es ist wichtig, sowohl mit Studierenden als auch mit außerhalb der Universität angesiedelten Personen auf andere Arten zusammenzuarbeiten. Unsere gesellschaftliche Entwicklung erfordert neue Formen und es muss ein Immer-wieder-Ausprobieren geben. Das kann nur funktionieren, wenn man das Wissen über Bord wirft, wie es jetzt ist, um Zukunftsvisionen zu entwickeln. Da wäre ein Labor perfekt, indem es verschiedene Personen einbindet und prozessorientiert arbeitet.“
Ricarda Drüeke
„Im Hinblick auf neue Projekte wächst in mir die Lust mit diesem universitären Setting sehr viel radikaler zu werden. Wie generell kannst du wirklich sein? Vielleicht kann man noch einen Schritt weiter gehen in der Selbstentmachtung.“
Ulrike Hatzer
„Dieses ganze Hin und Her braucht es in Prozessen. Da sind wir erst draufgekommen, dass es produktiv ist, wenn du Phasen im laborhaften Arbeiten hast, wo du allein was entwickelst, und Phasen, wo du in der Gruppe mit einem bestimmten Fokus auf die Sache zugehst. Ich kann gar nicht sagen, dass man bei uns das oder jenes hätte besser machen können, weil sich aus einer bestimmten Logik heraus die Dinge entwickelt haben. Auch wenn wir nicht mit allem zufrieden waren, glaube ich, dass das Labor für uns wohin geführt hat. Ich würde nicht sagen, dass man etwas anders hätte machen sollen, denn beim nächsten Mal ist der Prozess wieder ein ganz anderer. Ein neues Labor, ein neuer Prozess. Vielleicht ähnliche Fragen, mit denen wir konfrontiert sind, die uns aber wieder zu anderen Schlussfolgerungen führen.“
Sonja Prlić
„Ich habe die Strukturen, die schon da waren, adaptiert, weil ich es mir erstmal nur anschauen wollte. Ich hätte mehr Zeit investieren müssen, um mich einzubringen und etwas zu verändern. Von dem her war ich froh, dass es schon bestimmte Vorstellungen gab, weil es einfacher war, mich da einzufinden. Im Arbeiten mit Anita haben wir überlegt, wo wir unsere Schwerpunkte setzen. Da hatte ich das Gefühl, dass es nicht darum geht, festgefahrenen Strukturen zu folgen, aber das war nur eine Form dessen, was wir machen hätten können.“
Ricarda Drüeke
„Ich habe das laborhafte Arbeiten als sehr fruchtend empfunden. Auch zu sehen, wie das Labor auf andere Bereiche übergeschwappt ist, war schön. Vielleicht hatten wir zu wenig Zeit, voneinander zu sehen, wie wir uns weiterentwickelt haben. Ich bedaure, dass ich nicht alle Projekte nachverfolgen konnte. Obwohl wir gemerkt haben, dass tolle Dinge entstehen, war die Energie nicht da, das in der Gruppe zu teilen. Aber das liegt auch daran, dass wir alle in vielen Feldern arbeiten und die Projekte nicht klein waren, die entstanden sind.“
Elisabeth Schmirl
„Es war für mich frustrierend zu sehen, dass laborhaftes Arbeiten total viel Zeit braucht. Es wurde schnell besprochen, man glaubt, man versteht es, und dann merkt man, dass man es gar nicht richtig verstanden hat. Das heißt: weniger in Metaphern sprechen, sondern klar etwas runterbrechen. Das ist eine Erkenntnis für mich. Gerade Sprache, Wörter, Begriffe führen oft zu Missverständnissen und Konflikten, obwohl wir uns im Team relativ nahe sind, da wir uns mit bestimmten partizipatorischen Kunstformen beschäftigen. Es ist trotzdem sehr divers. Mit sowas muss man achtsam umgehen, oder früher sagen: ‚Stopp, ich verstehe es nicht!‘ Da fehlt uns leider oftmals die Zeit dazu.“
Sonja Prlić
„Die Arbeit am Labor an sich fand ich ambivalent. Sowohl produktiv, andererseits hat es auch sehr viel Zeit gekostet. m Semester abends noch drei Stunden offen zu diskutieren, ist schwierig aufgrund der strukturellen Gegebenheiten an der Universität. Generell fände ich es gut, sowas zu haben. Wir hatten Schwierigkeiten, Termine zu finden. Das war ein Aspekt, warum ich manchmal dachte, es könnte scheitern, weil es einfach nicht diese Zeitressourcen gab, die so eine Form des Arbeitens eigentlich benötigt hätte. Einerseits dachte ich mir: ‚Oh mein Gott, heute Abend noch drei Stunden Sitzung haben,‘ und währenddessen dachte ich: ‚Wow, sind das coole Aspekte, die noch genannt werden und das ist eine schöne Art, über Forschung, Praxis und die Anbindung an die Gesellschaft nachzudenken.‘ Ich hatte immer gemischte Gefühle dabei.“
Ricarda Drüeke
„In meiner Tätigkeit geht es viel darum, einen Rahmen für gemeinsame Auseinandersetzung zu schaffen. Es ist meine Erfahrung, dass, sobald es einen bestimmten Fokus oder eine bestimmte Perspektive gibt, die Auseinandersetzung in einer gemischten Gruppe anders läuft, man sich leichter auf einen gemeinsamen Prozess einlassen kann. Im Idealfall ist so ein Fokus in der Rahmung veranlagt und relativ unumstößlich. Mir ist bewusst geworden, dass es in jeder Gruppe Leute gibt, die ein Machtbegehren entfalten, die die Sache an sich reißen und monopolisieren möchten. Dafür habe ich bisher keine Lösung gefunden. Ich glaube, das ist der Punkt, wo eine Laborgruppe Zeit braucht. Es ist kaum möglich, das Machtbegehren von einzelnen wegzudiskutieren, sondern man muss wohl einfach damit arbeiten. Das ist in der Gesellschaft ja auch so ist. Man trifft nie einfach auf ideale Umstände.“
Marcel Bleuer
„Parallel zu Rollenverteilung und Rollenprofile Schreiben für das Experiment 'Glücksparlament' sind für uns die Überlegungen gekommen: ‚Was haben wir gemacht?‘ Wir haben reflektiert: ‚Was passiert da? Wo sollen wir weiterarbeiten? Sollen wir weiterarbeiten an inhaltlichen Themen, sollen wir weiterarbeiten an bestimmten Fokuspunkten, die uns beschäftigen?‘ Dann haben wir die roten Fäden gesponnen. In welcher Form findet Partizipation in diesen Projekten statt? Wie ist das Zusammenspiel von Beobachter:innen und Teilnehmenden und gibt es das überhaupt? Wie schaut der Prozess aus und wie dokumentieren wir ihn?“
Sonja Prlić
„Dieses Beobachten hat bei mir lange angehalten. Ich habe das Labor so verstanden, dass man Austausch sucht, und ich habe das auch stark für meine Lehre verwendet, dass ich mit Impulsen rausgehe und in diesem Raum erprobe, indem ich Projekte initiiere, die so funktionieren. Ich habe auch versucht, diese Prozesse und wie sie funktionieren in meiner Studierendengruppe zu reflektieren. Ich habe gemerkt, dass es mit den Projekten, an denen andere arbeiten, ähnliche Schnittpunkte gibt und uns ähnliche Interessen verbinden. Man ist ein Teil dieser Strahlkraft des Labors. Das gibt viel Energie, dass man in einem Miteinander ist, obwohl man doch für sich arbeitet und das wieder reintragen kann in andere soziale Zusammenhänge, sei es die Lehre oder ein gesamtgesellschaftliches Tun.“
Elisabeth Schmirl
„Im Grunde finde ich, dass transdisziplinäres Arbeiten nicht nur zwischen verschiedenen Disziplinen, sondern auch mit Leuten, Erdung bringt. An Dingen dranzubleiben, die gesellschaftlich wichtig sind, vielleicht manchmal auch schwierig oder kritisch zu sehen sind, braucht es. Das ist die gesellschaftliche Verantwortung, die wir an den Universitäten haben. Was treibt uns um und wo können wir zusammenarbeiten?“
Elke Zobl
„Mein erster Input fürs laborhafte Arbeiten war ein persönlicher, mich hat die Frage interessiert: Was macht man mit privaten oder persönlichen Realitäten in einem beruflichen Kontext? Ist es möglich, die Energie und Sorgfalt, die in das Private reingehen, die mitunter auch belastenden persönlichen Erfahrungen, die man macht, in irgendeine Weise in die Arbeit zu bringen? Nicht um Anteilnahme zu erzwingen oder Betroffenheit zu zeigen, sondern um lebensnahe Forschungsfragen daraus zu entwickeln oder sogar Forderungen. Das hat mich beschäftigt, als wir mit dem Labor begonnen haben. Es schien mir zudem ein guter Startpunkt für eine Gruppe, die neu zusammen zu arbeiten beginnt. Dann habe ich gemerkt: Das funktioniert nicht richtig, dass alle auf diese Art etwas einbringen. Das war ein Moment der Irritation für mich. Ich fand interessant, wie schwierig die Verständigung in einer Gruppe sein kann.“
Marcel Bleuler
„Beim Projekt 'Räume kultureller Demokratie' hat funktioniert, dass es im Projektteam gewisse Rollen und Verantwortungen und ein Commitment zur Projektarbeit gab. In einem offenen Labor, in dem sich alle auf einem Suchprozess befinden, ist das anders. Zuhören war im Labor 'Wandeln' im ersten Jahr und auch im zweiten Jahr ganz präsent, da haben sich alle darauf eingelassen. Das habe ich sehr geschätzt, dass jede/r verstehen und erleben wollte, wie etwas für die/den andere/n ist. Es war nicht nur akustisches Zuhören, sondern auch ein Ausprobieren, ein Einlassen auf die Welten der anderen.“
Elke Zobl
„Als wir vor lauter Misstrauen in die eigene Absichtslosigkeit anfingen, einen Haufen Projekte ranzuschaffen, sind wir gar nicht mehr hinterhergekommen, die Sachen auszuwerten. Das nimmt dann eine Dynamik an und wir sind in die bewusste Falle getappt. Wir wussten vorher, dass genau das die Gefahr ist, gleichzeitig kamen interessante Projekte zustande. Man unterschätzt, wie schnell die Zeit vergeht. Wer kann es sich leisten oder denkt, es sich leisten zu können, wie lange wie absichtslos zu arbeiten? Wie groß ist der Druck, Sachen kombinieren zu können? Da ist diese absichtslose Grundlagenforschung weggegangen. Aber nur zum Teil, denn in den Projekten wurde unterschiedlich gearbeitet. Manche haben sich Drittmitteln verpflichtet, andere haben das nicht. Einige haben dadurch beschleunigt ein paar Schritte mehr gemacht als die anderen, aber tatsächlich glaube ich, dass für mich persönlich im Moment am spannendsten ist, dieses Aufarbeiten: Wie viel Absicht ein echtes Labor verträgt und wie wenig es aushält.“
Ulrike Hatzer
„Man kann nicht evaluieren, ob laborhaftes Arbeiten erfolgreich war. Nicht im Sinne von: wenn A dann B, sondern es ist ein klimatischer Moment in dem Ganzen. Da ist etwas in der Luft gelegen, das die Gruppe initiiert hat und daraus ist ihr eigenes Labor entstanden. Man sollte einfach den Ripple Effet solcher Sachen mit einbeziehen und sich bewusst sein, dass man nicht immer sagen kann, wenn A dann B.“
Elisabeth Schmirl
„Wann schlägt in so einem Prozess der Pragmatismus zu? Es ist eine Kunst, diesen Pragmatismus abzulegen, der oft unbewusst mittransportiert wird. Rahmensetzung und Strukturen sind notwendig, aber es sollte ein möglichst offener Prozess sein, in dem Dinge entstehen können. Mal funktionieren sie und mal nicht. Allein das ist es wert, diesen forschenden Prozess sichtbar zu machen.“
Elke Zobl
„Prozesse kann man nur anstupsen und immer wieder als Resonanzraum nutzen. Ich sehe das Labor als Resonanzraum, aber im Endeffekt muss man raus. Am Anfang war mir nicht klar, wie das Labor aus sich heraus wirken kann. Die Lösung habe ich dann als Erleichterung empfunden: dass man die Strahlkraft und Quelle des Ganzen sein kann und das ausstrahlen kann.“
Elisabeth Schmirl
„Das laborhafte Arbeiten – man macht etwas und reflektiert darüber. Das ist ein zyklischer Prozess, den wir eingenommen haben. Auf die Reflexion folgen wieder neue aktive Momente. Dieses Hin und Her war wichtig, dass wir nicht einfach eine Ausprobierphase machen, dann reflektieren, und dann ist es zu Ende, sondern dass es nach einer Reflexionsphase neue Projekte gegeben hat. Plötzlich ist das ein zentrales Thema geworden: Was heißt für uns Teamarbeiten im Labor? Teamarbeiten heißt Forschen und Beforscht-Werden zu reflektieren und das aktiv aufzunehmen oder sich aktiv in eine Forscher:innenrolle oder Beforschtenrolle zu begeben und das dann gemeinsam auszudiskutieren, wie man es gerne hätte. Wie will man beforscht werden und wie könnte man dazu stehen? Was könnte es für das Projekt und für meine Praxis an Mehrwert bringen, wenn ich mich mit ihren/seinen Methoden auseinandersetze? Das ist etwas, was wir uns am Anfang nicht gedacht hatten, dass Transdisziplinarität sein kann, sich auf die Projekte der anderen einzulassen. Das war ein super Prozess des Ausprobierens zu Beginn, des Themenfindens, des aus pragmatischen Gründen Auseinandergehens und wieder einen gemeinsamen Blick zu finden. Sowas kann nur in einer Art von Labor stattfinden, mit dieser Art des gemeinsamen Arbeitens.“
Sonja Prlić
„Zwischenräume sind per se inkompetente Räume. Ich komme mit meinen Dingen und begebe mich meistens absichtsvoll in einen Raum, aber der ist nicht von vornherein auf meine Kompetenzen eingestellt. Er ist offen für allerlei und stellt sich weder auf mich noch auf dich ein. Das sind provisorische Räume, die deswegen auch das Können auf den Prüfstand stellen. Was kann das jetzt, wenn ich es nicht mit der passenden abgesicherten Leiter, sondern mit Akrobatik versuchen muss? Das ist eine Art von Freilegung. Was von der Konzeption ist wichtig, was ist kommunizierbar und was stürzt ab? Das sind keine amateurhaften Räume. Das ist ein visionärer Raum, der es verzeiht, wenn es auch einfach mal nicht klappt. Man traut der Sache so viel zu, dass man Geduld hat in dem Raum. Wenn alles passt, sieht man weder die Stärken noch die Schwächen eines Projekts. Miteinander arbeiten und freilegen: Es geht ganz klar darum, die Menschen aus ihren gewohnten Abläufen herauszubekommen. Zu sagen: ‚Ich zeige dir jetzt meinen Gedanken dazu‘, und der ist immer rudimentär, weil wir es nicht perfekt machen können. Über das Rudimentäre entsteht ein prinzipienfreier Blick auf die Dinge. Diese Räume verzeihen viel, weil sie im Dazwischen sind. Viele Dinge gehen allein daran kaputt, dass sie einen zu großen Rahmen kriegen. Solche Zwischenräume haben auch ein anderes Statement und das braucht es.“
Ulrike Hatzer
„Dazwischen ist, was uns zwischen Anfang und Ende passiert. Das ist wahrscheinlich länger als der Anfang und das Ende, weil das Punkte sind und das andere ist die Dauer. Wenn man sein Leben in Zeitlichkeit begreift und nicht nur in Punkten, würde man automatisch auf die Dauer mehr Wert legen, um diese Qualität von Dingen zu erleben. Das haben wir bei der Nachhaltigkeit, dass wir Dingen in einem Zeitraum eine gewisse Wertigkeit zuschreiben. Man kann nicht sagen A, dann B, und das Dazwischen existiert nicht. Das sind oft nur kleine Shifts in der Betrachtungsweise.“
Elisabeth Schmirl
„Scheitern – die Frage ist eher: Was ist Erfolg? Da kommt man gar nicht rein in die Frage des Scheiterns, wenn man vorher geklärt hat, dass man gut arbeitet. Was kann ich dem Projekt geben, dass es einfach funktioniert? Man muss sich genau ansehen, wann man die Vorstellungen von Scheitern von außen durchlässt. Man sollte sich eher denken: ‚Bis wo war ich erfolgreich, bis wo habe ich gut gearbeitet?‘ Erfolgreich sind wir dann, wenn wir gut gearbeitet haben.“
Elisabeth Schmirl
„Das Arbeiten im Labor Wandeln war sehr spannend und für mich ungewohnt. Es hat sich von dem, wie ich sonst arbeite, unterschieden. Es hat mich zum Teil auch verunsichert: Kann ich mich überhaupt einbringen in dieses künstlerische Experimentieren? Ergebnisoffenheit und Prozessorientiertheit waren noch viel intensiver da als in meiner wissenschaftlichen Praxis oder in Vermittlungskontexten, von denen ich gedacht hatte, sie schon sehr offen angelegt zu haben, um beispielsweise Schüler:innen ein möglichst laborhaftes Arbeiten zu ermöglichen. Gerade das offene und wirklich aus der Situation heraus Agieren und auf die Situation, in der man sich befindet, Reagieren hat mich sehr bereichert und neue Perspektiven eröffnet, auch im Hinblick auf meine Mitarbeit beim Projekt 'Räume kultureller Demokratie'. Da gab es sehr viele Parallelerfahrungen und auch Herausforderungen, mit denen wir, oft auch sehr spontan, konfrontiert waren, wo man manchmal über sich selbst hinauswachsen musste.“
Katharina Anzengruber
„Ich sehe Scheitern generell als eine legitime Möglichkeit. Ich finde, durch das Scheitern zeigen sich Dinge. Wenn man offen in einen Prozess hineingeht, ist Scheitern eine der Möglichkeiten, die passieren können. Scheitern kann produktiv sein. Dann kann man aufarbeiten, woran es gescheitert ist und versuchen, beim nächsten Mal eine andere Form zu finden. So eine Form erfordert aber Zeit, dass sich die Leute drauf einlassen und das war im laborhaften Arbeiten schwierig.“
Ricarda Drüeke
„Bezüglich Themen und Inhalte war es so, dass wir uns im Labor 'Wandeln' nicht auf ein Thema einigen wollten, weil uns alle verschiedenen gesellschaftspolitischen Themen beschäftigen, die wir alle gerne einbringen wollten. Es war für uns spannender, über Klimawandel, über Diversität, über Wohnen zu sprechen als nur über eine Sache. Dann ist es oft so, dass eine Person darüber bestimmt, worüber gesprochen wird und die anderen müssen da mitmachen und das hätte bei diesem Format nicht gepasst. Darum war es logisch, dass die Leute ihre Themen beibehalten und durch diese roten Fäden, die wir herumziehen, das Gemeinsame finden und nicht sagen: Wir haben jetzt das eine Thema.“
Sonja Prlić
„Das Labor 'Wandeln' und 'Räume kultureller Demokratie' waren zwei sehr unterschiedliche Laborsettings. Während beim Labor 'Wandeln' das Thema offen war, gab es bei 'Räume kultureller Demokratie' von Anfang an eine Themensetzung, wenn auch riesig: Klimakrise und Nachhaltigkeit. Ohne thematische Setzung braucht es viel mehr Zeit, um herauszufinden: Wen interessiert was und welche Spuren verfolgen wir? Wie schaut der Prozess aus im Vergleich zu einem konkreten Forschungsprojekt, das zumindest gewisse Bausteine hatte, Ziele formuliert hatte, einen Ausgangspunkt hatte und in der Kulturvermittlung verankert war und dadurch schon einen ganz anderen Rahmen hatte als das Labor 'Wandeln'? Das hat die Arbeitsweise sehr bestimmt.“
Elke Zobl
„Mir ist aufgefallen, dass z.B. in unserem Team Leute, die eher aus dem Kunstbereich kommen, schnell mal Ideen bringen, auf die die anderen im Team nicht so schnell erwidern können. Das sind unterschiedliche Zugänge, wie man Ideen einbringt. Wenn man dann nur eine Stunde Zeit hat, ist es schwierig, darüber länger nachzudenken. Es braucht aber auch Leute, die sagen: ‚Probieren wir es doch so.‘ Dann sitzen manche länger zusammen und überlegen, was da gerade gesprochen wurde: ‚Wie kann man alle einbinden, so dass alle mitmachen können?‘ Es braucht dann immer eine zweite Phase neben dem schnellen Ideen-Entwickeln. Es gibt unterschiedliche Zugänge, wie man Forschungsprozesse angeht. Es ist schnell was eingeworfen. Das sind so Punkte, wo es dann schnell zu Reibungsflächen kommt. Werde ich genug gehört oder reden andere zu viel?“
Sonja Prlić
„Ich habe ein Forschungsprojekt eingereicht, wo wir Fragen von Partizipation, über Technologien im öffentlichen Raum und Spiele beforschen. Bevor wir zum Arbeiten anfangen und mit Leuten Spiele entwickeln, hinterfragen wir dieses Forschungsforum: Was sind unsere Rollen? Mit wem arbeiten wir zusammen? Wen wollen wir mit reinholen, die uns woanders hinbringen? Das ist ein Interesse, das ich beibehalten will und was ich aus dieser anstrengenden Arbeit im Labor mitgenommen habe. Das Team, Teamreflexion, Forschen und Beforschen werde ich in andere Prozesse mitnehmen, dass es nicht so linear ist im Sinne von: ‚Hier ist mein Konzept und dann mache ich das so.‘ Man sollte sich Leute reinholen, die einen dazu zwingen, Irrwege zu gehen und die einen immer wieder stoppen und sagen: ‚Das ist mein Interesse, meine Meinung.‘‘
Sonja Prlić
„Wir haben Prozesshaftigkeit und Ergebnisoffenheit stark auf die Erfahrung ‚Wie kommt man in ein gemeinsames Handeln?‘ ausgerichtet. Und wie kann man mit dieser Ergebnisoffenheit umgehen? Wie macht man das, wenn kein Ziel da ist, sondern man tut einfach und findet sich mit allen in dieser Orientierungslosigkeit wieder. Das war stark auf die Erfahrung im Gemeinsamen im Moment bezogen. Das hat aber ein Gefühl zurückgelassen: ‚Was nun? Was tun wir jetzt damit?‘ Das hat mich auch in ein Vakuum getrieben, weil ich gemerkt habe, ich hätte schon das Bedürfnis, über das reine Im-Moment-gemeinsam-etwas-Tun hinauszugehen, also eine Frage oder eine Sache zu vertiefen.“
Marcel Bleuler
„Das Labor hat sich immer weiterentwickelt, das ist auch ein Laborprozess. Jetzt haben wir wieder neue Ideen, was nach dem passieren kann, also es gibt keine Abschlüsse, sondern nur Weiterentwicklungen. Das ist eine Lehre für mich aus diesem Ganzen, dass man nie sagt: ‚Das ist jetzt der Abschluss mit Publikation‘, sondern der Abschluss ist nochmal eine Reflexion, die dich wieder woanders hinführt. Open End. Unendlichkeitsschleife ist hier ein Motto für mich. Vielleicht muss man auch mal einen Schlussstrich ziehen: Das Labor ist hier zu Ende, aber es könnte auch weitergehen.“
Sonja Prlić
„Man sollte sich Leute reinholen, die einen dazu zwingen, Irrwege zu gehen und die einen immer wieder stoppen und sagen: ‚Das ist mein Interesse, meine Meinung.‘ Das finde ich gut, weil man auf interessante Fragen und Erkenntnisse kommt und neue Sachen ausprobiert, die man vorher nicht ausprobiert hatte. Du kommst nur mit anderen Leuten auf solche Prozesse, die dich irgendwo hinbringen, wo du vorher noch nie warst. Ich brauche kein Forschungsprojekt machen, wenn ich schon genau weiß, was ich tun will. Das ist für mich nicht interessant. Ich finde es dann interessant in der Forschung, wenn ich was rausfinde, wo ich vorher noch nie war, und sich daraus was Sinnvolles ergibt. Jetzt habe ich zum Beispiel gelernt, wie ich partizipatorische Prozesse machen kann, oder wie man mit Medien umgeht. Ich habe das gelernt, weil das Team mich dazu gebracht hat, das zu sehen. Du brauchst etwas, das nicht so linear ist und dich immer wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist. Was mir in anderen Forschungsprozessen auch wichtig ist, ist im Labor anders: dass am Ende ein bestimmtes künstlerisches Produkt rauskommt, vielleicht auch einfach, weil wir viel mit Jugendlichen arbeiten, dass du siehst, was es für sie bedeutet, z.B. ein fertiges Computerspiel zu haben. Was passiert dann? Was sind andere Formen von Output, die du in Forschungsprozessen haben kannst? Sind das eher dialogische Outputs? Vielleicht sind es auch nur kleine Stückchen, die du immer wieder hast, dass du nicht das eine Große hast, sondern Forschungsphasen, wie wir es jetzt auch hatten und jede Forschungsphase bringt etwas anderes mit sich. Die erste Forschungsphase, wie bei uns, bringt Fotos und Erfahrungen und Experimente mit. Die zweite Phase bringt viel Text mit, wo wir viel aufgearbeitet haben. Es ist nicht immer leicht, nachher alles in ein großes Ding zu bringen, sondern diese kleineren Outputs zu haben, die aber alle für sich einen Prozess dokumentieren. Unterschiedliche Phasen bringen unterschiedliche Formen des Outputs.“
Sonja Prlić
„Wenn Menschen zusammen handeln, entstehen Strukturen, egal ob man es Möglichkeitsraum oder Labor nennt. Es sollte nicht davon dominiert werden, sodass es immer noch die Möglichkeit gibt zu sagen: 'Wir haben Strukturen, aber sie erscheinen uns nicht mehr sinnvoll.' Dieses Scheitern und neue Wege gehen zu können, finde ich wichtig. Das erfordert auf individueller Ebene große Offenheit, das ist auch schwierig. Es ist die Frage, wo man hinwill. Ist der Prozess an sich das Ergebnis? Dass man zusammensitzt und sich austauscht, könnte man ja auch schon als Ergebnis betrachten. Geht es darum, etwas Bestimmtes zu produzieren? Das ist vielleicht auch die Diskrepanz. Ich würde gerne diskutieren, ob ein Produkt am Ende stehen muss, oder ob eine Form der Zusammenarbeit reicht.“
Ricarda Drüeke
Doris Posch: „Prozessoffen an Fragestellungen herangehen und gleichzeitig Ergebnisoffenheit zulassen – stellt sich das quer mit dem Publikum, das ich vor Augen habe?“
„Ich habe keine Erfahrung, wo ich sagen kann: ‚So funktioniert’s!‘ Ich glaube, es braucht beides: zum einen das Finden einer Gruppenlogik, zum anderen eine Definition der Adressat:innen am Anfang – wen wollen wir mit dem Projekt erreichen und wen wollen wir genau nicht in seinen/ihren Erwartungen bestätigen? Diese Ausgangsdefinition reicht aber nicht. Du brauchst das Sich-Ein-Bisschen-Verlieren und das Aufwerfen von Fragen, die erstmal auch Ratlosigkeit herstellen.“
Marcel Bleuler
„Wir haben Offenheit als Teil des laborhaften Arbeitens mit dem Argument stark gemacht, dass man laborhaft und prozesshaft nur arbeiten kann, wenn es keine Themensetzung und keine Ergebnisorientierung von vornherein gibt. Es widerspricht sich und ist kein künstlerisch forschender Prozess, wenn ich XY schon vorgebe. Was macht es aus, wenn ich prozesshaft arbeite? Wie kann ich mit Expert:innen der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, ohne mich auf diese ganz einzulassen, wenn ich vorher schon sage, worum es geht?“
Elke Zobl
„Mich beschäftigt, wie man Prozesse aufbricht und diese Offenheit zulässt. Dieses Laborhafte, dieses ostentativ Nutzlose, das braucht man, um überhaupt auf neue Dinge zu kommen, die sich aus diesem Gemeinsamen speisen. Wenn es nur darum geht, dass jede/r ihre/seine Ideen an den Tisch bringt und dass man die beste Idee verhandelt, dann ist es ein Verhandlungsprozess, aber kein Prozess, wo Dinge entstehen. Dinge entstehen in einem Nichts. In künstlerischen Prozessen wie Gruppenarbeiten ist das die Wahrheit, das habe ich beobachtet. Es funktioniert nicht für alle immer, aber in Gruppenprozessen habe ich das als gutes Tool erlebt. Diese Offenheit im Labor sollte man mit Zähnen und Klauen verteidigen. Das ist für mich das Höchste, weil es auch das Anspruchsvollste ist, herzustellen. Regeln sind eh schnell da.“
Elisabeth Schmirl
„Sich auf ergebnisoffene Prozesse einzulassen, ist für viele Menschen schwierig. Wenn wir auf unser Bildungssystem schauen: Zielorientierung spielt eine große Rolle und darauf sind wir Menschen konditioniert. Ich glaube, künstlerische Zugänge können viel dazu beitragen, weg von dieser Zielorientiertheit zu kommen. Das Experimentieren, das Ausprobieren, das auch einmal einen Umweg gehen Dürfen, und den Weg zum Ziel bewusst zu machen, ist einfach wichtig. Gerade wenn es um gesellschaftlich relevante Themen geht, denn die sind oft so erschlagend und erdrückend und man fällt in eine Schockstarre und eine Ohnmacht, wenn man daran denkt, Lösungen produzieren zu müssen. Da ist es wichtig, auf Dinge genau hinschauen zu können und sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und in kleinen Schritten prozesshaft zu arbeiten. Das ist auch eine Form der Nachhaltigkeit.“
Katharina Anzengruber
Sich auf ergebnisoffene Prozesse einzulassen ist für viele Menschen schwierig. Wenn wir auf unser Bildungssystem schauen: Zielorientierung spielt eine große Rolle und darauf sind wir Menschen konditioniert. Ich glaube, künstlerische Zugänge können viel dazu beitragen, weg von dieser Zielorientiertheit zu kommen. Das Experimentieren, das Ausprobieren, das auch einmal einen Umweg gehen Dürfen, und den Weg zum Ziel bewusst zu machen, ist einfach wichtig. Gerade wenn es um gesellschaftlich relevante Themen geht, denn die sind oft so erschlagend und erdrückend und man fällt in eine Schockstarre und eine Ohnmacht, wenn man daran denkt, Lösungen produzieren zu müssen. Da ist es wichtig, auf Dinge genau hinschauen zu können und sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und in kleinen Schritten prozesshaft zu arbeiten. Das ist auch eine Form der Nachhaltigkeit. Katharina Anzengruber
„Unser Arbeiten hat bedingt, dass wir mit vielen verschiedenen Menschen zusammengearbeitet haben. Wenn du Veranstaltungen, Workshops oder Forschungen initiierst, die für viele Menschen zugänglich sein sollen, sind Formate, wo du dich selbst in Frage stellst und nicht auf Schema F zurückgreifst, sehr spannend, gerade auf dieser Forschung-breit-verstehen-und-Wissen-breit-verstehen-Ebene. Da finde ich sowas sehr spannend. Nicht so: Die Forscherin denkt sich was aus und die Künstlerin macht dann die Umsetzung. Solche Rollen mag ich nicht mehr. Man muss sich in den Teams wirklich überlegen: Was sind unsere Künstler:innen, Forscher:innen? Was finden wir für uns für Haltungen, für Rollen, für Zugänge, um so offene Forschungsprozesse zu machen? So kommen viel produktivere und offenere Zugänge raus. Außerdem ist das auch dieses Lernen, das man mitnimmt. Mir macht es Spaß, Forschung und Kunst zu hinterfragen und wenn was gut läuft, was anderes zu machen, denn ein Schema F funktioniert auch nur für ein bestimmtes Setting und für ein anderes Setting braucht es ein ganz anderes Schema, das du vielleicht erst entwickeln musst. Ich glaube, dass es für Forschungsinnovation zentral ist, so zu arbeiten. Wie soll es denn sonst stattfinden, wenn man Austausch der Universitäten will?“
Sonja Prlić
„Im Projekt 'Räume kultureller Demokratie' haben wir versucht, mit Menschen aus verschiedenen Bereichen zu arbeiten, inter- und transdisziplinäre Experimentierräume zu eröffnen und das in verschiedenen Kontexten: im öffentlichen Raum, in der Schule, im Museum. Vor allem im Zusammenhang mit gesellschaftsrelevanten Themen finde ich es wichtig, solche Räume zu eröffnen. Das spiegelt sich inzwischen auch in diversen Entwicklungsplänen von Universitäten wider, sollte aber meines Erachtens nicht nur auf dem Papier bleiben, sondern auch nachhaltig praktiziert werden. Das ist zum zentralen Anliegen in meiner Forschung geworden. Ich beschäftige mich mit dem transformativen Potenzial künstlerischer, gestalterischer Praxen im Hinblick auf gesellschaftlich relevante Themen und versuche vor allem im Bereich der Schule Räume zu eröffnen, wo künstlerische und kulturelle Praxen und wissenschaftliche Zugänge eine Rolle spielen und ineinandergreifen.“
Katharina Anzengruber
„Die Laborarbeit oder das transdisziplinäre Miteinander empfinde ich ähnlich wie die Arbeit mit den Studierenden. Ich kann vorher gar nicht sagen, was meine Erwartung den einzelnen Menschen gegenüber ist, weil ich ganz individuell schaue, wo sie herkommen und was sie mitbringen. Wie kann ich ihren Standpunkt verstehen, bevor wir gemeinsam die Spielregeln aufstellen? So arbeite ich mit Studierenden und Wissenschafter:innen: Ich würde mich auf jeden Moment separat einlassen, auf die Konstellationen, die sich dadurch ergeben. Mich interessiert viel mehr das Dazwischen, das alles zusammenfügt, als die Formen, die die äußeren Elemente haben müssen, wenn sie als bestimmte Dinge gelten wollen. Ich bin für Prozesse wie Transdisziplinarität immer offen. Wir arbeiten oft mit Menschen zusammen, die überhaupt keinen kulturellen Hintergrund haben, die vielleicht Investor:innen und nur an Immobilien interessiert sind. Aber auch da gibt es in der Wahrnehmung Schnittstellen, wo man das Miteinander finden kann. Da geht es auch darum, miteinander zu reden und diese Felder zu verhandeln. Ich sehe das als Teil der künstlerischen Praxis.“
Elisabeth Schmirl
„Die Frage des Wissenstransfers hängt eng mit der Frage der Transdisziplinarität zusammen. Wie kann das, was wir hier produzieren, über die Universitätsgrenzen hinausgelangen?“
Anita Moser
„Transdisziplinäre Zusammenarbeit, gerade in Bezug auf Themen, die unsere Zukunft betreffen, würde bedeuten, dass es Räume braucht, in denen kontinuierlich an verschiedenen Dingen, Fragestellungen, dringlichen Themen gearbeitet werden kann, um tatsächlich gesellschaftliche Transformationsprozesse in Gang zu setzen. Da wäre meine Vision, dass es so etwas wie einen Zukunftsraum gibt. Ich rekurriere hier auf ein Reallabor, das in Karlsruhe verortet ist, das Quartier Zukunft. Die haben dort einen Zukunftsraum, der der Bevölkerung eines Karlsruher Stadtteils offensteht und sind ein auf Langfristigkeit angelegtes Reallabor mit Real-Experimenten, in denen es um transdisziplinäres Zusammenarbeiten, um das Gestalten von Zukunft durch die Gesellschaft in ihrer Vielheit geht. Das Reallabor ist doppelt verankert – universitär und gleichzeitig wurde auch ein Verein gegründet. Ich habe mit dem Leiter ein Interview geführt, wo er gemeint hat: 'Labore sind auch im naturwissenschaftlichen Bereich immer langfristig angelegt. Auch Reallabore müsste man auf hundert Jahre hin anlegen.' Das sehe ich auch so. Das ist mir sowohl im Labor 'Wandeln' als auch in anderen Projekten bewusst geworden und das ist auch etwas, wo ich dranbleiben möchte und wo ich vielleicht an der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft und Kunst ein Potenzial sehe, so etwas im Kleinen längerfristig etablieren zu können.“
Katharina Anzengruber
„Gerade wenn wir über interdisziplinäre Zusammenarbeit an Universitäten reden: Das ist nicht einfach, aber notwendig. Wir können nicht ohne einander an Themen arbeiten, das geht nur mit Zusammenarbeit, gesellschaftlich und in universitären Feldern. Es gibt keine andere Lösung, als Formen der Zusammenarbeit zu finden, um zu schauen, wie positioniert sich die Gesellschaft dazu und wie können wir als demokratische Gesellschaft leben?“
Elke Zobl
„Gesellschaftliche Themen sind Themen, die eben die ganze Gesellschaft betreffen und dementsprechend kann man nicht nur aus einer singulären Perspektive bzw. mehreren singulären Perspektiven heraus sich überlegen, wie man die Zukunft für alle lebenswert gestaltet. Dementsprechend braucht es grundsätzlich Interdisziplinarität, die Öffnung und den Dialog mit Akteur:innen quer durch die Gesellschaft, den Austausch und das gemeinsame Erarbeiten mit den Menschen in ihrer Vielheit, weil der Blick und die Perspektive auf diese für alle dringlichen Themen unterschiedlich sind. Man befindet sich in einer Blase und auch Lösungswege, die man im Team erarbeitet, erweisen sich oft als nicht haltbar, sobald man mit anderen in den Austausch geht. Deswegen finde ich Transdisziplinarität wichtig und notwendig.“
Katharina Anzengruber
„Man ist selbst geprägt vom soziokulturellen Kontext, in dem man sich befindet und es ist oft schwierig, das aufzubrechen. Da sehe ich das große Potenzial und große Notwendigkeit transdisziplinärer Zusammenarbeit. Es ist nicht einfach, es braucht viel Zeit, was vor allem an der Universität schwierig ist. Wir haben unterschiedliche Framings in unterschiedlichen Räumen und man hat die Menschen in ihrer Vielfalt, die Teil dieser Aushandlungsprozesse sind. Das ist spannend und zugleich herausfordernd. Ich möchte da aber dranbleiben, speziell im Hinblick auf die Schule: auch Schulen müssen sich öffnen und sollten Orte der Begegnung sein, nicht nur unter Menschen, die dort sowieso schon sind, sondern mit Menschen, die von außen kommen, mit Alltagsexpert:innen, mit Institutionen, mit Künstler:innen, mit Wissenschafter:innen.“
Katharina Anzengruber
„Transdisziplinarität heißt für mich einerseits das Arbeiten von unterschiedlichen Leuten aus unterschiedlichen künstlerischen oder wissenschaftlichen Disziplinen. In unserem Fall erweitert durch Leute, die nicht aus Kunst und Wissenschaft kommen, sondern von ganz woanders. Wie soll ich das benennen, wir sind ja alle normalen Leute, citizens. Dieses Forschen außerhalb von Kunst und Universität sollte man breiter denken. Das ist ein transdisziplinarer Ansatz, der bei uns eine wichtige Rolle spielt, es gibt aber auch andere Ansätze, wo das keine große Rolle spielt. Rausgehen, statt in den eigenen Expertisen zu bleiben, kann auch sein. Bei uns versteht sich Transdisziplinarität als Zusammenspiel von unterschiedlichen Wissenschafts- und Kunstdisziplinen und allen anderen Themen. Es sind nicht nur die Leute, mit denen du arbeitest, sondern auch verschiedenste Themen, die von woanders kommen, die da mit reinspielen, um eine Forschungshaltung zu erweitern.“
Sonja Prlić
„Transdisziplinarität bedeutet, über die wissenschaftlichen Disziplinengrenzen hinauszugehen. Zusammenarbeiten zwischen Wissenschaft, Kunst und insbesondere mit verschiedenen Akteur:innen der sogenannten Zivilgesellschaft würde ich als transdisziplinär bezeichnen. Das hat riesiges Potenzial. Es erweitert die Perspektiven enorm, wenn man sich einem Thema oder einer konkreten Fragestellung aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Expertisen nähert. Jede:r hat einen anderen theoretischen Zugang, andere Erfahrungen, findet etwas anderes relevant, und wenn man das zusammenbringt, dann ist es viel mehr, komplexer und interessanter, als wenn man es nur aus einer Perspektive betrachtet. Diesbezüglich war das Labor ein guter Lernort.“
Anita Moser
„Wissen verständlich machen zu müssen, ohne darauf vertrauen zu können, dass die Sprache, die man anwendet, den anderen geläufig ist, führt ganz oft zum Stolpern. Sind wir wirklich interessiert an der Frage des 'trans-' oder an der Frage des 'inter-'? Einfach um es genau zu machen, was uns interessiert: Wo sind die Gaps und wo muss ich umformulieren? Bis hin zu: Es hat keine/r verstanden, das ist totaler Bullshit. Ich muss das neu denken, ich muss denken, was ich voraussetzen kann. Es ist permanente Arbeit an der eigenen Verunsicherung, wenn ich weiß: Ich werde nicht grundsätzlich verstanden. Das macht was mit Selbstbefragung und mit Reformulieren. Da gehe ich erstmal in die Räume im Dazwischen und da fällt jede Menge Kram auf oder ab. Was sich da an Gemeinsamem ergibt, ist interessant für Transdisziplinarität. Ich glaube nicht an eine Transdisziplinarität aus dem Himmel heraus, die ist herzustellen.“
Ulrike Hatzer
„Transdisziplinarität ist eine Herausforderung, gerade wenn man empirische und nicht-empirische Wissenschaften zusammenarbeiten lässt. Es reicht schon, wenn dann noch künstlerische Perspektiven hinzukommen. Es ist ein sehr schwieriger Aushandlungsprozess, gerade wenn es darum geht, eine gemeinsame Forschungsperspektive zu entwickeln. Das fand ich beim Labor auch insofern schwierig, weil es immer ein Kampf um Bedeutungen war. Wer hat die Macht festzuschreiben, wie Forschung aussehen kann? Da wäre es schöner gewesen, offener zu sein. Das ist auch eine Kritik, die sich an mich richtet, weil ich auch meine Schwierigkeiten habe mit künstlerischem Forschen, weil in Sozialwissenschaften einfach anders vorgegangen wird. Das miteinander zu verbinden ist schwierig. Es wollte auch niemand, dass eine Forschungsperspektive dominanter wird. Die sollten gleichberechtigt nebeneinanderstehen und sich verbinden. Wie verbindet man die Zugänge, die da sind, auf eine produktive Art und Weise? Das ist ein Problem. Wie verbindet man das, ohne dass es aufgestülpt wirkt? Das müsste nochmal neu gedacht werden, wie das möglich sein kann. Deswegen finde ich Transdisziplinarität toll, weil sie aufzeigt, was alles möglich ist, aber in der konkreten Umsetzung ist es absolut schwierig. Es geht ein bisschen damit einher, was man machen möchte. Wenn kein Produkt am Ende stehen muss, ist es vielleicht gar nicht notwendig, alles in ein gleichförmiges Zusammenspiel zu bringen. Vielleicht kann es sich dann auch reiben und in diesen Brüchen auch etwas Wichtiges entfalten. Dann müsste man diesen Prozess in den Vordergrund rücken. Was sich in diesen Auseinandersetzungen entwickelt, ist dann das Interessante. Da liegt das Potenzial im Dissens. Da braucht man keinen Konsens zu finden, sondern eher die Brüche in den Vordergrund rücken.“
Ricarda Drüeke
„Das größte Hindernis bei transdisziplinären Sachen ist diese eigene Verwertungslogik: Ist es etwas, das wir in unserem Kontext verwerten können? Jede/r hat andere Verwertungslogiken. Jede/r muss bestimmte Dinge zeigen oder beweisen, damit man weiterhin die Rechtfertigung hat, an den Universitäten zu arbeiten. Die einen müssen sich künstlerisch profilieren, die anderen müssen peer-reviewte Texte schreiben. Ich glaube, vorher ist man für bestimmte Sachen offen, aber dann, wenn es um ein Abschlussprodukt geht, ist es schwierig, wo man hinwill. Die Frage ist, was kann Transdisziplinarität da leisten? Zum Beispiel in Auseinandersetzung mit Leuten, die aus einem ganz anderen Feld kommen, die nicht solche Bewertungslogiken im Sinn haben, sondern ganz andere Interessen. Reicht es nicht auch, dass man ein Gespräch hat? Auf universitärer Ebene müssten andere Logiken sein, was als gute Forschung gilt. Ist es nicht ein gelungener Prozess, dass solche Leute etwas miteinander entwickelt haben?“
Sonja Prlić
„Es ist eine große Gefahr, in ein Verhärten der eigenen Positionen zu kommen, wenn eine Kollaboration institutionell vorgegeben ist, als wenn sie sich organisch gebildet hat. Ich finde mich immer wieder in transdisziplinären Kontexten wieder, wo ich merke, dass sich alle viel stärker in ihrer eigenen Disziplin und Expertise profilieren wollen, als dass sie sich auf das Auflösen von Disziplinen und Status einlassen würden. Das finde ich schade. Eigentlich wäre dieser Repräsentationsdruck doch irrelevant.“
Marcel Bleuler
„Vielleicht ist ein Punkt, an dem es sich spießen kann, jener, dass die Kunst den Anspruch hat, selbsterklärend zu sein, und in dem Moment, wo man beginnen muss, zu erklären, es die Befürchtung gibt, dass sie ihren Wert verliert, während in der Wissenschaft das Erklären und sich verständlich machen grundlegend ist. Aber es ist schwierig zu verallgemeinern. Man kann nicht von der Kunst und der Wissenschaft sprechen. Letztlich sind es Personen und Zugänge.“
Anita Moser
„Es ist oft eine Diskrepanz zwischen den Leitgedanken eines wissenschaftlichen Projektes und der Umsetzung bzw. den Fehlern, auf die man bei der Umsetzung stößt. Es wurde für mich im Labor durch die künstlerischen Zugänge, die freier und offener waren, tatsächlich erfahrbar, dass es nicht immer wichtig ist, was am Schluss herauskommt. Dass wirklich der Weg das Ziel sein kann, dass der Weg im Fokus stehen und man durchaus auch scheitern darf. Das habe ich im Labor 'Wandeln'-Team sehr geschätzt, dass das Experimentieren als eine Art Ausprobieren, mit der Gefahr auch zu scheitern nicht nur einen Platz hatte, sondern als produktiv begriffen wurde. Dabei war es für mich manchmal nicht einfach, im eigenen Tun und Argumentieren vor Augen geführt zu bekommen, dass ich immer wieder aus so einer klassisch wissenschaftlichen, ergebnisorientierten Position heraus spreche und denke, ohne es zu wollen, aber einfach aus einer gewohnten Praxis heraus. Das war manchmal schmerzhaft zu erfahren, wie festgefahren ich selbst bin, und gleichzeitig sind diese Erfahrungen zur Inspiration geworden. Das habe ich aus unseren vielen Gesprächen mitgenommen, in denen wir uns oft auch nicht einig waren, aus unseren zum Teil auch gescheiterten Experimenten: In den Künsten sind Prozesshaftigkeit und Mut zum Scheitern vielleicht natürlicher vorhanden als in der Wissenschaft.“
Katharina Anzengruber
„Zum unterschiedlichen Kunst- und Wissenschaftsverständnis: Wir sind in dieses Labor hineingegangen mit dem Motto: ‚Lass uns das mal ausprobieren.‘ Wissenschaft ist Forschung mit einem offenen Anliegen. Die Frage ist: ‚Ist das wissenschaftlich genug, was da passiert?‘ Solche Fragen kommen unweigerlich bei unterschiedlichen Leuten. Aber ich glaube alle von uns haben das Interesse, an Prozessen und Formaten zu arbeiten, die sowas in Frage stellen und neue Wege suchen. Natürlich kommen wir aus unterschiedlichen Traditionen. Dadurch, dass wir zwei Universitäten haben, Mozarteum und Paris-Lodron-Universität Salzburg, gibt es schon zwei Blöcke.“
Sonja Prlić
„Mein Eindruck ist, dass wir viel über das Labor theoretisiert haben, dass es Ideale und Vorbilder gab, die Praxis aber mitunter schwierig war. Zum Teil haben sich die Fronten temporär eher etwas verhärtet als aufgelöst. Die Frage ist, ob die Ausgangssetzung ideal war. Wie treten Wissenschaft und Kunst in Dialog? Da ist eine Trennung schon eingeschrieben. Vielleicht hätte man das anders angehen können, um mehr das Verbindende als das Trennende zu betonen. Insgesamt war das Labor eine gute Gelegenheit, um neue Zugänge und Arbeitsweisen kennenzulernen und auszuprobieren und viel für das zukünftige Arbeiten dazuzulernen.“
Anita Moser
„Wenn man überlegt, wie man ein Projekt weiterentwickeln kann, wird es immer Kompromisse geben oder eine Perspektive setzt sich mehr durch als die andere. Wenn man den Fokus aber auf die Schnittstellen legt, kommt man auch an die Unterschiede zwischen künstlerischem und wissenschaftlichem Forschen und an welchen Punkten es sich reibt und warum. Das muss man dann gar nicht ausmerzen, sondern einfach schauen, ob man auch aus den Reibungspunkten was machen kann.“
Ricarda Drüeke
„Rollenwechsel ist ein interessanter Zugang für ein Labor. Ich bin hier nicht nur in meiner Funktion als Medienkünstlerin, sondern wir alle versuchen, immer wieder andere Rollen anzunehmen. Es braucht ziemliches Vertrauen, dass man überhaupt ein Team hat, wo man sich sowas traut. Meistens ist es so, dass man sich behaupten und seine Position feststellen und seine Kompetenzen einbringen muss. Du musst Vertrauen in deine Mitarbeiter:innen haben, damit du loslässt oder dich auf unbekannte Sachen einlässt und vielleicht Blödsinn dabei machst. Wir sind ein Team, das Vertrauen hat und deshalb konnten verschiedene Experimente stattfinden.“
Sonja Prlić
„Ich glaube, dass es einen gewissen Rahmen braucht, um tatsächlich prozessorientiert und ergebnisoffen arbeiten zu können. Die künstlerischen Zugänge in unserer Arbeit im Labor haben für mich ein neues Instrumentarium an Forschungsmethoden eröffnet und erfahrbar gemacht, das ich in meine eigene, wissenschaftliche Forschung mitnehme.“
Katharina Anzengruber
„Dieses Was und dieses Wie sind oft die Themen – in wissenschaftlichen Dingen ist sehr schnell klar, was man braucht und dieses Wie ist zwar wichtig, aber zunächst nur Mittel für das Was. Ich würde sagen, für mich ist das Wie das Wichtigste und das Was folgt. Nicht, dass ich keine Ideen hätte, aber im Bereich des qualitätsvollen Wie würde ich diese Dinge alle über Bord schmeißen und würde mich auf diesen Prozess einlassen. Das wäre der künstlerische Zugang, wenn es um Partizipation geht und darum, andere Leute einzubinden. Über die Bande kommt man dann eh wieder hin, aber man muss manchmal wirklich einfach schauen, wie die Kugel schief rollt, bis man irgendwann ins Loch trifft. Es ist spannend, so viele Leute mit verschiedenen Dispositionen zusammenzubringen, weil da viel Potenzial drinsteckt, voneinander zu hören und die anderen auch wahrzunehmen und zu verstehen. Das macht was mit dir, wenn du diese unterschiedlichen Diskurse und Blickwinkel auf die Sache, die du darlegst, siehst. Ich glaube nicht daran, kreative Techniken auszuprobieren, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu befüttern. So zu tun, als wäre man ein/e Künstler:in als Wissenschafter:in, oder so zu tun, als wäre man Wissenschafter:in als Künstler:in, ist es nicht. Es ist ein offenes, ergebnisoffenes Wahrnehmen von gegenseitigen Standpunkten. Die Menschen nicht in Kategorien stecken, sondern das Ganze sehen, fand ich schön.“
Elisabeth Schmirl
„Was heißt künstlerisch Forschen für verschiedene Personen? Was heißt künstlerisch, was heißt forschend? Wir haben unseren Zugang zur Wissenschaft schon so internalisiert, dass wir das nicht mehr laufend hinterfragen. Fragestellungen gestalten sich ganz anders, je nachdem, wie ich drauf schaue, auch die Prozesse, wo das hingeht, weil ich ja doch eine Vorstellung habe, wenn ich zum Beispiel einen Artikel darüber schreiben will.“
Elke Zobl
„Ich habe einen Walk durch den Salzburger Stadtteil Taxham vorbereitet, wo wir das kulturelle Leben dort erkundet haben. Bei den vorbereiteten unterschiedlichen Stationen war die Frage nach dem Begleitforschen dabei. Die anderen haben eine Rolle bekommen, sie haben bestimmte Aufgaben zugeteilt bekommen, wie sie das Ganze, diesen Prozess, beobachten. Beim Fotos machen z.B. nur Fotos von oben oder nur Fotos vom Boden, vom Himmel machen, also unterschiedliche Foto-Dokumentationen aus unterschiedlichen Perspektiven, um einen multiperspektivischen Blick auf diesen Walk mit unterschiedlichen subjektiven Blickwinkeln mitzunehmen. Gleichsam das Forschende mit dem Künstlerischen beobachten und eine künstlerische Forschungsperspektive einbringen. Alle anderen haben auch Sachen mitgebracht. Sie haben sowohl Formate mitgebracht als auch Themen und auch immer die Frage: Was heißt das für uns als Gruppe? Wer sind wir als Labor? Welche Rolle haben die anderen in diesen Inputs? Das war eine erste, ganz offene Phase, die auf dem aufbaut, was wir alle einbringen können und wo wir selbst auch Schritte in eine Richtung machen, die uns nicht bekannt ist. Ins Unerforschte gehen. Das waren die Anfänge.“
Sonja Prlić
„Zu Begleitforschung habe ich einen sozialwissenschaftlichen Zugang. Man arbeitet zum Beispiel mit teilnehmender Beobachtung oder Interviews. Es ist nichts Aufregendes, aber erkenntnisreich. Ich kann dem sehr viel abgewinnen, weil sich dadurch die Möglichkeit bietet, nochmal mit einem spezifischen Fokus auf den Prozess oder Teilaspekte zu blicken und eine Art Evaluierung vorzunehmen. Ich hatte das Gefühl, dass Begleitforschung von der Kunstseite kritisch gesehen wurde, allein schon der Begriff. Anfangs gab es meiner Wahrnehmung nach wenig Offenheit diesem Zugang gegenüber, während von der künstlerischen Seite immer sehr viel Offenheit eingefordert wurde. Später dann wurde der Begriff Begleitforschung von der Kunstseite wieder stark gemacht. In unserem letzten Treffen wurde der Begriff als künstlerische Begleitforschung aufgebracht.“
Anita Moser
„Das Zusammenspiel des Beforschens hat etwas mit dem Projekt zu tun. Da geht es nicht um Methode XY, sondern die Methode sollte sich erst in der Auseinandersetzung mit diesen verschiedenen Projekten, die alle was mit Partizipation und Transdisziplinarität zu tun haben, entwickeln. Das war so der Zirkelschluss, der aus unseren Anfängen kommt: immer das Labor als Team sehen und nicht als Einzelsache, wo jede/r etwas einbringt. Wenn etwas im Labor passiert, wird es auch von Kolleg:innen im Labor reflektiert und aus anderen Blickwinkeln gesehen. Das ist ein interessanter Punkt in unserem Labor: dieses Miteinander-Arbeiten – was heißt das? Ein Thema einbringen und das dann durch die Augen oder Erfahrungen einer anderen Person sehen. Die Frage nach Forschen und Begleitforschen hat sich in der letzten Phase als wichtiger Punkt herauskristallisiert, der alle diese Themenprozesse, Transdisziplinarität, nochmal reflektiert.“
Sonja Prlić
„Wir haben immer lange gebraucht, um was zu verstehen. Man ist in der Praxis, man probiert Dinge aus und im Nachhinein finde ich spannend, was da alles passiert ist, aber wir haben schon viel Unbehagen gespürt und versucht, das Unbehagen in Worte zu fassen, was in einem Labor sehr schwierig ist. Ich war enttäuscht an dem Punkt, wo wir gesagt haben, wir schaffen es nicht, gemeinsam ein Projekt zu machen, sondern bringen unsere Projekte aus pragmatischen Gründen mit ein. Was auch Sinn macht, weil wir alle mit diesen Themen zu tun haben, mit denen wir arbeiten. Dieses Unbehagen wegzuschaffen und daraus einen sinnvollen Schritt für alle zu machen, war schwierig. Aber dann weiß man eh, dass man wieder auf dem richtigen Weg ist, wenn man gemeinsam was Sinnvolles macht. Vielleicht wäre es auch gar nicht der richtige Weg gewesen, zu sagen, man macht gemeinsam ein Projekt, in das sich alle einbringen, weil das Multiperspektivische sogar sinnvoller war im Labor als die eine gemeinsame Sache. Man ist immer innen und außen zugleich.“
Sonja Prlić
„Für mich ist eine wichtige Erkenntnis, dass dieses gemeinsame Arbeiten nicht gut funktioniert, wenn man es tun muss. Ich habe oft genug mit Leuten gearbeitet, wo wir einfach von einer gemeinsamen, bestehenden Auseinandersetzung ausgegangen sind. Da ist dieses Thema, ob jemand Künstler:in ist oder nicht, nicht so relevant. Da sind diese Unterschiede oder Disziplinzugehörigkeiten eher tragend im Sinne von produktiv und nicht ein Problem. Ich fand aber, dass das Zusammenführen einer Gruppe, die sich eigentlich nicht kennt und sich identifiziert mit: ‚Ich repräsentiere die Disziplin der Künstler:innen‘, oder ‚ich bin Wissenschaftler:in‘ problematisch war. Da haben sich viele Stereotypen eingeschlichen und es wurde gesagt: ‚Ihr seid ja Wissenschaftler:innen‘, oder: ‚Als Künstler:innen machen wir das nicht so wie ihr.‘ Das fand ich langweilig. Ein guter Ausgangspunkt ist für mich, wenn man sagt: ‚Es gibt eine Auseinandersetzung, die wir führen möchten und wir versuchen, unsere verschiedenen Perspektiven zusammenzubringen‘, was in meiner Erfahrung auch funktioniert. Die Alternative ist, dass man sich in ein Verantwortungsverhältnis bringt. Sobald ich anfange, mit Organisationen außerhalb der Universität zusammenzuarbeiten, die teilweise chronisch unterbesetzt sind, müssen wir denen auch Rechnung tragen, damit die sich darauf einlassen. Sich automatisch in eine Konstellation zu begeben, wo man Verantwortung trägt, dass etwas passiert oder dass man honoriert, was andere reingeben, ist ein wichtiger Gedanke fürs Labor.“
Marcel Bleuler
„Zu Themenoffenheit und Prozessorientiertheit im Labor 'Wandeln': Einerseits war es nicht nur akustisches Zuhören, sondern auch das Ausprobieren und Einlassen auf die Welten der anderen. Dadurch, dass ich Bildhauerei studiert habe und Germanistik, am Mozarteum war und an der Universität, kenne ich beide Denkwelten und Arbeitskulturen. Es ist mir bewusst geworden, wie sehr ich in eine akademische Welt hineingewachsen bin, obwohl ich dachte, dass ich sehr in der Kulturvermittlung verankert bin und aus der Praxis komme. Wenn jemand sozialwissenschaftlich sozialisiert ist, ist es eine Herausforderung sich auf etwas Prozessoffenes, Künstlerisches einzulassen ohne vorab klare Fragestellung. Wieder in diese künstlerischen Arbeitsweisen hineinzufinden, hat für mich viel aufgemacht und Fragen aufgeworfen. Dieser Spagat zwischen didaktisch/wissenschaftlich/künstlerisch, der uns in beiden Laborsituationen begleitet, und mit wem für wen produziere ich Wissen, ist eine Aushandlungsfrage, die im Projekt 'Räume kultureller Demokratie' einfacher zu beantworten ist als im Labor 'Wandeln'. Im Projekt 'Räume kultureller Demokratie' gibt es ganz klar einen Rahmen mit der Idee der kulturellen Demokratie und Dinge, die wir ausprobieren wollten in einer Konstellation mit verschiedenen Akteur:innen, um Formate zu entwickeln. Für mich ist die Kunst das Loslassen des Prozesses. Loslassen und schauen, was passiert – und das braucht wahnsinnig viel Zeit und Commitment von Leuten. Es spießt sich vor allem an den unterschiedlichen Strukturen der Universitäten in Bezug auf Zeit, Arbeitskulturen und Druck auf Output. Der Wissenschaftsbetrieb öffnet sich immer mehr, aber trotzdem ist das kein einfacher Prozess.“
Elke Zobl
„Ich denke viel über den Punkt Selbstbefragung nach und was man aus Feedback so alles rausholen kann. Wie versucht man, zu einer ganz offenen Struktur zu kommen? Wie kriegt man das hin, dass sieben Menschen sich ohne radikale Voreinnahmen treffen? Wie viel müssen sie über ihre Voreinnahmen sprechen? Wie viel müssen diese Voreinnahmen ausgetestet sein, bis man es loslassen kann? Wir hatten sowas dazwischen mal und haben es dann aber irgendwann gelassen. Gelingt echte Reflexion? Das hat viel damit zu tun, Dinge loszulassen, und wir sind alle solche Macher. Vielleicht sind wir Kunst- und Kulturmenschen gar nicht die richtigen Labormenschen? Wir halten es nicht aus, einen Satz zu sagen und dem ein halbes Jahr hinterherzugucken, wir müssen sofort was machen.“
Ulrike Hatzer
„Ich habe in Georgien oft in Nachkriegsgebieten gearbeitet, wo ich gemerkt habe, wenn du in ein Dorf gehst, das eine offensichtliche Geschichte trägt, und man mit verschiedensten Leuten in einer Gruppe ist, die das gemeinsam wahrnehmen und sich dazu verhalten, setzt die Diskussion bei diesen Erfahrungen an und nicht bei dem, wo du herkommst. Ich finde das Schaffen einer gemeinsamen Erfahrungsebene und Diskussionsebene sehr wichtig. Ich habe erlebt, dass man sich findet als Gruppe, Dinge gemeinsam wahrnimmt, und dann ist man am Schluss plötzlich enttäuscht darüber, was andere für Ideen bringen und denkt: ‚Es war vorher so interessant zusammen, man war auf einer Ebene‘, und dann macht jemand was, wo du das Gefühl hast, dass es einfach abflacht. Diesen Punkt finde ich interessant, weil da kann man in eine Auseinandersetzung darüber kommen, was ich für eine adäquate Handlungsweise halte und was andere dazu meinen. Wenn das Zusammenkommen von verschiedenen Leuten dazu führt, dass man einfach versucht, das Eigene von Anfang an durchzusetzen oder zu profilieren, halte ich es nicht für produktiv.“
Marcel Bleuler
„Wir haben im Labor Wandeln viele Umwege gemacht, aber da ist für mich etwas entstanden. Das ist zum Beispiel die offene Frage der Begleitforschung im Labor 'Wandeln': Wie kann es eine Form geben? Für uns ist es eine offene Frage, wie wir das flüchtige Wissen archivierbar oder sichtbar machen. Ich freue mich darauf, zu überlegen, wie man das zusammenbringen und sichtbar machen kann. Wie können wir Formen finden, Erfahrungswissen mit der Forschung zu verknüpfen und das sichtbar zu machen, aber auch erfahrbar? Wir spüren auch Interesse aus Kunst und Kultur, zu schauen, welche Funktion kann Forschung haben und zu fragen: Was kann mir ein forschender Prozess bringen?“
Elke Zobl
„Am Anfang sieht man die Personen in einem bestimmten Kontext, nämlich der Arbeit an den Universitäten und in den jeweiligen Fachbereichen. Es stellt sich aber immer mehr heraus, dass wir nicht nur das sind. Wir sind alle auch irgendwo anders aktiv, in der Praxis oder in sonstigen sozialen Beziehungskonstellationen und das kommt dann immer stärker rein, weil es auch zum Thema wird. Die disziplinäre Verankerung war der Hintergrund, dann ist immer mehr mitgeschwungen, was uns als Menschen ausmacht. Im Nachhinein betrachtet wäre es besser, man würde sich im Semester eine Woche Zeit nehmen und da arbeitet man dann gemeinsam an Dingen oder ist gemeinsam in einem Setting. Das wäre besser als sich alle drei Wochen drei Stunden zu treffen.
Die Mehrfachrollen waren bei 'Räume kultureller Demokratie' enorm. Nicht nur bei uns, sondern auch bei den Künstler:innen, die dann Vermittler:innen waren und zu Klimawandel befragt wurden und Expert:innenstatus hatten, das aber gar nicht wollten. Das Schwanken zwischen Wissenschaft, künstlerischer Praxis und Vermittlung und Teil eines Forschungsprojektes zu sein und der Frage, wie sehr kann man etwas offenlassen, war groß. Das war im Labor 'Wandeln' auch oft: ‚Was sind unsere Fragen? Wo geht es hin? Geht das jetzt in verschiedene Richtungen? Schaffen wir es, dass wir ein Dach zusammen bekommen, damit die verschiedenen Spuren verfolgt werden können?‘“
Elke Zobl
„Als Teil von Arbeit in unterschiedlichen Bereichen ein prozessoffenes Labor dabeizuhaben, finde ich gut, weil es Fragen aufwirft wie: ‚Welche Position nimmt man ein? Wo steht man? Welche Rolle will ich einnehmen, oder welche Art der Perspektive interessiert mich?‘ Sowas lernt man im Labor, weil man sonst seine bestimmten Zuteilungen hat und im Labor wird nicht nur formal oder inhaltlich etwas weiterentwickelt, sondern auch die Gruppendynamik. Gruppendynamisch heißt nicht nur auf Beziehungsebene, sondern auch Forschungs- bzw. Kunstpositionen. Diese Ebene vergisst man oft: nicht nur die eigene Position, sondern auch das Verhältnis zueinander. Wie will ich mit anderen arbeiten? Welche Rolle habe ich bei anderen? Warum bin ich bei anderen in dieser bestimmten Rolle? Will ich es anders haben? Wie hätte ich es gerne, dass sich die anderen zu mir verhalten? Solche Dynamiken zu besprechen ist in einem Labor super. Lissi und Marcel haben bei einem der Experimente eine Übung eingebracht, eine Performance- bzw. Improvisationsübung in einem großen Raum und jede/r hatte ein anderes Werkzeug oder Material und wir haben gemeinsam was gebaut. Das ist ein gutes Beispiel, wie laborhaftes Arbeiten insgesamt stattfindet. Du bringst was mit, du hast dein Werkzeug, und was dann passiert und wie du mit den anderen interagierst, entwickelt sich erst und es ist nicht klar, dass ich jetzt die Rolle der Künstlerin habe, die das macht, sondern ich habe zufälligerweise den Hammer zugewiesen bekommen. Das ist ein schönes Bild, finde ich.“
Sonja Prlić
„In der Position als Projektleiter bin ich immer wieder in der Machtposition. Zugleich bin ich nicht der Typ, der Autorität eindeutig spielen lassen will. Ich fühle mich wohler, wenn ich in ein informelles Zusammensein reinkommen kann. Was ich da für mich entscheidend finde, ist, dass ich mich genauso einer Auseinandersetzung aussetze, wie ich das von den anderen erwarte. Ich finde es für mich besser, nicht nur einen Rahmen zu schaffen, sondern mitzumachen und ihn auch zu erkunden. Damit bin ich zumindest auf derselben Ebene wie die Teilnehmer:innen. Für mich heißt das: offen sein, auch persönliche Dinge einbringen, vielleicht sogar emotional reagieren. Das gehört für mich einfach dazu. Es geht mir um den Abbau von Repräsentationsdruck, darum, dass man nicht immer zeigen muss, wer man ist und wofür man steht, sondern dass man einfach das Vertrauen in die anderen findet, das aufzugeben. Ich glaube, als Haltung braucht es das.“
Marcel Bleuler
„Die Frage war: ‚Wie kann Mitbestimmung funktionieren und können wir in unserem Bereich auch so eine Art von Mitbestimmung inszenieren?‘ Wir haben das wie diese Glücksspielautomaten konzipiert, um daraus ein Glücksparlament einzuberufen. Eigentlich wäre der Gedanke gewesen ein tatsächliches Bürger:innenparlament einzuberufen zum Thema Wohnen: Leute können beim Glücksspielautomaten einen Sitz in einem Bürger:innenparlament gewinnen, und dann können sie tatsächlich Anträge einbringen und in die Rolle der Politiker:innen treten. Dann war Corona-Zeit und wir haben aus dem Ganzen eine Intervention in einer Trafik gemacht. Trafik als Begegnungsort. Da haben wir dann den Glücksspielautomaten aufgestellt und sind über diesen Automaten mit den Leuten ins Gespräch gekommen. Wir alle haben uns Rollen zugeteilt. Es hat eine sozialwissenschaftliche Beobachterin gegeben, es hat eine Fotografin gegeben, unterschiedliche Beobachtungsrollen. Alle 20 Minuten haben wir die Rolle gewechselt. Es hat eine verdeckte Beobachterin gegeben, die so getan hat, als würde sie Zeitschriften sortieren und dann Gespräche belauscht hat. Auch Kostüme haben wir uns gegeben. Keilerinnen waren Rollen, die versucht haben, die Leute auf der Straße anzusprechen und in die Trafik reinzubringen. Diese Keilerinnen hatten Kappen und so hübsche Parlamentsjacken, also eine Mischung aus Performance, Forschung und Spiel. So ein Format war für mich sehr spannend. Man kommt selbst in so eine Rolle, die du annehmen musst, und beobachtest nicht andere, die an deinem Experiment teilnehmen. Wir haben vor der Rollenverteilung auch Rollenprofile geschrieben: was man zu tun hat, wie man sich verhalten soll, wie man sich verkleiden soll.“
Sonja Prlić
„Um sich selbst aus der Reserve zu locken, hat das Labor immer einen erklärenden Modus. Dieser scharrt nah am rechtfertigenden Modus. Ich verfestige über diese Arbeit meine Arbeitsstruktur. Je bewusster ich sie mache, weil ich sie erklären muss, desto mehr betoniere ich sie eigentlich. Das ist eine Mechanik, die ich fürchte und wo ich mir denke: ‚So viel Evaluation und Außenkontrolle kann ich gar nicht an den Start bringen, wie ich selbst an Reflexionsvermögen durch diese Mechaniken einbüße.‘ Eigentlich würde ich für mich sagen, dass es solche Räume braucht, aber wir können das noch so partizipativ meinen, wir haben immer eine Hierarchieachse von Wissenden und Nicht-Wissenden und sei es nur ein Mini-Unterschied. Um da nicht in Automatismen zu verfallen und nicht gleich zu wissen, was die/der andere meint, ohne den Reflex der Frage zu haben, ist es für mich wichtig, absichtsfreie Räume zu haben.“
Ulrike Hatzer
„Es müssen offene Räume sein, in denen es oft auch schwierig ist, konkrete Themensetzungen zu machen. Es muss eine Offenheit geschaffen werden, wo die Menschen den Raum vollständig ausgestalten können. Das ist nicht planbar, da muss man flexibel sein und schnell reagieren. Das ist stark prozessorientiert. Es braucht Räume, in denen Menschen ihre eigenen Erfahrungen teilen können und ihre Geschichten erzählen können und auf diese Weise gesellschaftlich Dringliches oder in diesem Raum Dringliches aushandeln können. Man muss sich in diesen Räumen auf Augenhöhe begegnen können. Es ist unterschiedlich, je nach Kontext, wo man sich befindet. Im Museum oder in der Schule findet man andere Rahmenbedingungen und offene Räume bedeuten etwas anderes. Dessen muss man sich bewusst sein, da sollte man aber auch schauen, dass man sie eben so gut wie möglich öffnen und Konventionen aufbrechen kann. Solche Räume müssen Experimentierräume sein, Erfahrungsräume, in denen sich Menschen selbst etwas ‚ermitteln‘ können.“
Katharina Anzengruber
„Es braucht definitiv ‚wilde Räume‘, wie wir es im Projekt 'Räume kultureller Demokratie' genannt haben. Das ist stark von den Künstler:innen gekommen. Es muss auch mal wild werden im Sinne von ganz vielen verschiedenen Perspektiven. Es braucht verschiedenste Akteur:innen. Sich auf etwas einzulassen, andere Perspektiven anzuhören und zu schauen, worauf wir kommen, dazu war in unserer 30-Personen-Gruppe eine riesige Bereitschaft da. Wir wollten mit 12-15 Personen beginnen und plötzlich war das Interesse so groß. Das hat mich unglaublich beeindruckt. Das Überthema war Experimentierräume zu finden, aber das sagt ja erstmal fast nichts aus. Um da auf einen Zugang oder ein Thema zu kommen, braucht es diese 'wilden’ Räume.“
Elke Zobl
„Ich richte mich in meinen künstlerischen Projekten oft an Leute, die außerhalb vom Kunst- und Kulturfeld stehen. Das ist eine Art der Herangehensweise, die ich überall anlegen würde. Dieses Anstiften und in den Schuhen der anderen stehen, um den anderen, aber auch sich selbst einmal wirklich zu sehen, ist der Kern der Praxis. Ob das Wissenschaftler:innen sind, oder kulturneue Personen – die Herangehensweise mag in faktischen Punkten differieren, aber das Einfühlen und gemeinsame Regeln bestimmen, ist eine Herangehensweise, die für mich im Labor 'Wandeln' und auch außerhalb funktioniert. Das würde nicht funktionieren, wenn es nicht für das Gegenüber auch Realität wäre. Man kann aus den unterschiedlichsten Teilen des Prozesses Erfolgserlebnisse ziehen. Man kann Dinge, die nicht funktionieren in ein Setting setzen, wo sich das Gefüge selbst aufpumpen kann. Ressourcennutzung und soziales Miteinander zum Benefit aller, so würde ich es beschreiben.“
Elisabeth Schmirl
„Wenn ich ans laborhafte Arbeiten denke, denke ich an Partizipation. Wenn ich einen Rahmen für Auseinandersetzung schaffe, dann ist Teil von diesem Rahmen, dass ich ehrlich versuche, alle die dabei sind, in ihren Interessen zu stärken. Es interessiert mich, wohin das geht, wenn verschiedene Personen ihre Ideen einbringen können. Diese Offenheit ist mir sehr wichtig. Also dass man gegenseitig die Impulse und Ideen ernstnimmt und miteinander teilt. Diese Haltung wird oft mit Orientierungslosigkeit verwechselt und es funktioniert für mich nicht mit allen. Aber wenn man authentisch interessiert ist anderen gegenüber und man sich einfach zuhört, dann kann partizipatives Arbeiten entstehen. Das ist in der Umsetzung unglaublich schwierig. Wenn ich selbst in einem Umfeld bin, wo ich das Gefühl habe, die anderen haben eine Offenheit gegenüber dem, was ich bringe, löst das bei mir Inspiration aus und die Lust, etwas zu tun. Aber wenn andere von Anfang an einen Riegel vorschieben, dann hemmt mich das. Bei Prozessoffenheit, die ich für partizipatorische Prozesse entscheidend halte, ist das Damoklesschwert für mich die Willkür. Man muss eine innere Logik im Austausch miteinander finden, sonst ist Prozessoffenheit frustrierend. Das braucht Empathie und Sich-aufeinander-Einlassen und letztlich auch eine Portion Pragmatismus. In meiner Arbeit setze ich darauf, dass durch das Schaffen einer gegenseitigen Offenheit etwas entstehen kann. Das ist ein gewisses Risiko. Es gibt Leute, die das missbrauchen, oder für die das einfach nicht funktioniert, weil sie mehr Struktur oder Ansage bräuchten.“
Marcel Bleuler
„Manche Dinge muss man prozesshaft erleben, die kann man nicht abstrakt abhandeln. Wie fühlt sich ein Leerstand an? Wie fühlt es sich an, mit so einem Ding umzugehen, das plötzlich da ist? Ich lehre in Innsbruck an der Universität und da kam auch immer wieder die Frage, wie man sich diesen Handlungsraum, den man sich mühsam erarbeiten muss mit vielen Feldern, wie kann man das als Erfahrung in einem universitären Kontext weitergeben: vielleicht ist es der künstlerische Prozess als soziale Praxis und das Bewusstsein, wie man sich Handlungsraum schafft und wie man ins Gehen und ins Tun kommt, um mit dem umzugehen, was da ist. Handlungsfähig bleiben und andere handlungsfähig machen ist mein Thema gewesen in diesem Labor 'Wandeln'.“
Elisabeth Schmirl
„Für mich machen Universität und Wissenschaft Sinn, wenn ich vom Konzept der transformativen Forschung ausgehe, also dass wir uns mit Dringlichkeiten in der Gesellschaft auseinandersetzen und der Frage, welchen Beitrag die Wissenschaft für positive Veränderungen leisten kann. Gleichzeitig kann das, was die Universitäten beitragen, nur ein kleiner Teil von vielen sein. Es braucht verschiedenste Perspektiven. Ich glaube, wenn man Forschung so denkt, muss sie transdisziplinär angelegt sein, muss man über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Aber die Struktur an der Universität bietet dazu noch zu wenig Möglichkeiten. Ideal wäre zum Beispiel, bei jeder Lehrveranstaltung Künstler:innen und Zivilgesellschaft einbinden zu können, mit diesen gemeinsam Inhalte und Umsetzung zu planen und zu schauen, wer was einbringen möchte. Das funktioniert in der Praxis nur in Ansätzen, weil wir dafür nicht die Ressourcen und Strukturen haben. Im Zusammenhang mit transformativer Forschung muss sich eine Universität auch der Frage der Zugänglichkeit und Privilegien stellen. Wer profitiert wodurch, wer nicht? Das muss ernsthaft angegangen werden und ist vielleicht auch anstrengend, weil Universitäten ihre eigene Logik und recht starre Strukturen haben.“
Anita Moser
„Es braucht viele verschiedene Perspektiven.“
Anita Moser
„Dieses Anstiften und in den Schuhen der anderen stehen, um die/den anderen aber auch sich selbst wirklich zu sehen, ist der Kern der Praxis.“
Elisabeth Schmirl
„Das größte Hindernis bei Transdisziplinarität ist die eigene Verwertungslogik. Man sollte sich Leute reinholen, die einen dazu zwingen, Irrwege zu gehen.“
Sonja Prlić
„Laborhaftes Arbeiten ist ein ins Tun kommen. Die Verbindung von Reflexion und Aktion, das Experimentieren, etwas ausprobieren und sich erlauben, dass etwas schiefgeht. Wichtig ist einen Raum oder eine Atmosphäre zu schaffen, wo Kritik, oder Widerstand, oder Reibungen artikuliert werden können.“
Elke Zobl
„Laborhaftes Arbeiten ist eine schöne Art, über Forschung, Praxis und die Anbindung an die Gesellschaft nachzudenken.“
Ricarda Drüeke
„Die Offenheit im Labor sollte man mit Zähnen und Klauen verteidigen. Das ist das Höchste, weil es auch das Anspruchsvollste ist, herzustellen.“
Elisabeth Schmirl
„Ich war sehr gern Teil eines offenen Prozesses, aber es war nicht immer einfach.“
Elke Zobl
„Bei der für partizipatorische Prozesse entscheidenden Prozessoffenheit ist das Damoklesschwert die Willkür.“
Marcel Bleuler
LABOR
„Es braucht einen gewissen Rahmen, um tatsächlich prozessorientiert und ergebnisoffen arbeiten zu können.“
Katharina Anzengruber
„Manchmal sollte man über Strukturen hinausdenken und neue oder andere Formen von Wissensproduktion in den Vordergrund stellen. Das ist ein wichtiger Impuls, den das Labor gibt.“
Ricarda Drüeke
„Labor braucht Zeit, Offenheit und es braucht eine extreme Beharrlichkeit.“
Ulrike Hatzer
„Wissenschaft ist Forschung mit einem offenen Anliegen.“
Sonja Prlić
„Wie treten Wissenschaft und Kunst in Dialog? Da ist eine Trennung schon eingeschrieben. Man kann nicht von DER Kunst und DER Wissenschaft sprechen. Letztlich sind es Personen und Zugänge.“
Anita Moser
„Gelingt echte Reflexion? Das hat viel damit zu tun, Dinge loszulassen.“
Ulrike Hatzer
„Gemeinsames Arbeiten funktioniert nicht gut, wenn man es tun muss.“
Marcel Bleuler
„Meine Visionen für die Zukunft: Rahmen schaffen in denen transdisziplinäres Arbeiten nachhaltig möglich ist.“
Katharina Anzengruber
Doris Posch ( 2023): Prozessorientiert # Transdisziplinär # Ergebnisoffen. Reflexionen zu einem Labor zwischen Kunst und Wissenschaft - Interviews mit den Laborteilnehmenden. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 14 , https://www.p-art-icipate.net/prozessortiert-transdisz-ergebnisoffen/